Die Erklärung ist vermutlich in der ungewöhnlichen Art und Weise zu suchen, in der Mitochondrien und damit auch ihre DNA vererbt werden. ?Obwohl Kinder sonst je eine Kopie der Gene von Mutter und Vater bekommen, wird das mitochondriale Erbgut ausschließlich von der Mutter weitergegeben“, erläutert Damian Dowling, einer der Autoren der Studie. Das bedeutet, dass die Qualitätskontrolle der Evolution, die natürliche Selektion, die mitochondrialen Gene und deren Mutationen nur darauf überprüft, ob sie dem weiblichen Organismus Schaden zufügen, und sie auch nur dann aussortiert. Ob es negative Folgen für den männlichen Körper gibt, wird dagegen nicht erfasst. Deswegen, so die Erklärung der Forscher, konnten sich über Tausende von Generationen Veränderungen der mitochondrialen DNA ansammeln, die für die Weibchen keine oder nur sehr geringfügige Konsequenzen haben, bei den Männchen aber beträchtliche Schäden anrichten. Alle zusammen bewirken sie nach Ansicht der Wissenschaftler, dass Taufliegen-Männer eine geringere Lebenserwartung haben als -Frauen.
Noch immer ist nicht genau bekannt, warum Lebewesen altern. Die Wissenschaft hat jedoch zwei große Ansätze, um das Altern des Menschen zu erklären. Eine mutmaßliche Ursache liegt in den bei jeder Zellteilung kürzer werdenden Schutzkappen der Chromosomen, den sogenannten Telomeren. Sobald die Telomere eine bestimmte Länge erreicht haben, teilt sich die Zelle nicht mehr. Alte Zellen können also nicht mehr durch neue ersetzt werden, was sich in Form der verschiedenen Alterserscheinungen bemerkbar macht.
Die zweite Theorie führt das Altern auf sogenannte freie Radikale zurück. Diese kurzlebigen, aggressiven Teilchen entstehen beim Stoffwechsel aus Sauerstoff in Zellen und können dem Erbgut und anderen wichtigen Molekülen schaden. Dadurch entstehen immer mehr geschädigte Zellkomponenten, was den Alterungsprozess auslöst. Eine Schädigung der Mitochondrien als einer der wesentlichen Faktoren des Alterns passt hier ins Bild: In der Atmungskette, dem Teil des energieerzeugenden Stoffwechsels, der in den Mitochondrien stattfindet, entstehen die meisten der reaktiven Sauerstoffspezies. Doch ob die vielen Mutationen in der mitochondrialen DNA tatsächlich auf diese Weise den Alterungsprozess beschleunigen oder ob sie etwas ganz anderes bewirken, können die Wissenschaftler bisher nicht sagen.