Egal wie viel Kohlendioxid (CO 2) der Mensch in die Luft bläst, bisher kann die Natur etwa 50 Prozent davon wieder aufnehmen, nur die andere Hälfte sammelt sich in der Atmosphäre an. Zu diesem Ergebnis kommen nun umfangreiche Datenanalysen von US-Forschern. Gemessen an den enorm gestiegenen CO 2-Werten in der Atmosphäre bedeute dies, dass die Ökosysteme und Ozeane der Erde heute etwa doppelt so viel Treibhausgas aufnehmen wie noch vor 50 Jahren. Bislang scheint die Pufferfunktion der Natur also noch nicht an die Kapazitätsgrenze gestoßen zu sein, sagen die Wissenschaftler. Falls dieser kritische Punkt allerdings überschritten wird, könnte sich die Ansammlung von Treibhausgasen unvorhersehbar beschleunigen.
Die Forscher um Pieter Tans von der University of Colorado in Boulder haben für die Studie Daten über die Entwicklung des CO
2-Gehalts der Atmosphäre in den letzten 50 Jahren mit Aufzeichnungen der CO
2-Emissionen durch den Menschen in diesem Zeitraum verglichen. Die Differenz repräsentiert ihnen zufolge die Aufnahme durch die Natur. Dabei sind zwei Faktoren maßgeblich: Pflanzen bauen den Kohlenstoff aus dem CO
2 in ihre Biomasse ein und auch das Wasser der Ozeane nimmt das Gas auf. Einige bisherige Untersuchungen hatten nahegelegt, dass diese natürliche Pufferkapazität der Natur bereits erschöpft ist. Dies ist den aktuellen Ergebnissen zufolge aber bisher noch nicht der Fall.
Eine gute und eine schlechte Nachricht
Den Auswertungen zufolge hat die Aufnahme der Natur mit den steigenden CO 2-Werten bisher schrittgehalten: Je mehr Gas in der Atmosphäre vorhanden ist, desto mehr nehmen die Ökosysteme und Ozeane auf, sodass der Prozentsatz der Absorption konstant bei rund 50 Prozent bleibt. „Die gute Nachricht ist, dass uns die Natur bisher unterstützt“, sagt Coautor Jim White von der University of Colorado. „Die schlechte Nachricht ist, dass das nicht so bleiben wird: Wenn die Kapazitäten erschöpft sind, sieht es düster aus?, warnt der Klimaforscher.
Ein Großteil des überschüssigen CO 2 in der Luft wird momentan noch von den Weltmeeren aufgenommen, betonen die Wissenschaftler. Dadurch werde das Wasser allerdings bereits zunehmend sauer, wodurch sich weiteres CO 2 immer schwerer löst. Wann kritische Werte erreicht werden, ist bisher noch unbekannt.
Pieter Tans (University of Colorado in Boulder) et al.: Nature, doi:10.1038/nature11299 © wissenschaft.de ?
Martin Vieweg