Delfine sind nicht nur schlau, sondern auch erfinderisch. Um an Beute zu kommen, die sich in tiefen Rillen im Meeresboden versteckt, benutzen sie ein ganz besonderes Werkzeug: Schwämme, die sie ausreißen und wie eine Schutzmaske über die Schnauze stülpen, um sich vor den scharfen Kanten der Bodenrillen zu schützen. Bei Beobachtungen der Tiere fiel Forschern nun auf, dass sich die Werkzeug benutzenden Delfine in Cliquen zusammenschließen.
Schon vor einem Jahr hatten Forscher über den intelligenten Trick der Meeressäuger berichtet. Was die Wissenschaftler um Janet Mann von der Georgetown University jetzt aber herausgefunden haben, ist der Zusammenhang zwischen der Benutzung von Schwämmen als Werkzeug und der sozialen Struktur der Delfinpopulation. Denn die untersuchten Delfine der Gattung Tursiops, zu denen auch der Große Tümmler gehört, pflegen höchst komplexe Interaktionen mit ihren Artgenossen: Es gibt Beziehungen, die ein Leben lang halten, einen festen Familienzusammenhalt, aber auch eher lose Bekanntschaften.
Indem sich die Wissenschaftler die Beziehungen zwischen 36 schwammbenutzenden und 69 anderen Delfinen genauer anschauten, kamen sie zu dem Schluss, dass unter den Säugetieren eine ausgeprägte Homophilie existiert – also eine Tendenz, sich mit ähnlichen Individuen zu umgeben. Diejenigen Delfine, die wissen, wie man mit einem Schwamm auf Beutejagd geht, haben lieber mit Artgenossen zu tun, die die gleichen Kenntnisse erworben haben. Diese an Fähigkeiten gebundenen Cliquen findet man sonst bei kaum einem anderen Säugetier. Daraus schließen die Forscher, dass Delfine so wie auch wir Menschen kulturelles Verhalten erlernen können.
Janet Mann (Georgetown University) et al.: Nature Communications, DOI: 10.1038/ncomms1983 © wissenschaft.de ? Sabine Kurz