Vor 60 Millionen Jahren lebte im nordwestlichen Südamerika eine ganz besondere Schildkröte: Ihr Panzer war etwa so groß und auch ebenso rund wie ein Autoreifen. Vermutlich beschützte er das Reptil vor Fressfeinden und half ihm gleichzeitig, seine Körpertemperatur zu regulieren. Jetzt haben Paläontologen vom Smithsonian Tropical Research Institute erstmals ein versteinertes Exemplar entdeckt.
Die neue Art wurde nach ihrem Fundort, der La-Puente-Grube in der Cerrejón-Kohlemine Puentemys mushaisaensis benannt. Am gleichen Ort hatten Forscher vor drei Jahren auch die ausgestorbene Titanoboa entdeckt, die mit 13 Metern Länge als größte Schlange der Erdgeschichte Schlagzeilen machte. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die ungewöhnliche Form des Schildkrötenpanzers mit der Nachbarschaft zu dieser Riesenboa zusammenhängt: Der Durchmesser des Panzers war mit gut 1,5 Metern wohl größer als die maximale Öffnung des Schlangenmauls. Das bewahrte die Schildkröte wahrscheinlich davor, ein vorzeitiges Ende im Magen der Titanoboa zu finden.
Ein weiterer Vorteil des runden, leicht domförmigen Panzers war seine große, der Sonne zugewandte Oberfläche. So wurde die Schildkröte warm gehalten, was wohl die Aktivität des kaltblütigen Geschöpfs steigerte.
Die in der Cerrejón-Mine gefundenen Reptilien, darunter auch eine weitere Schildkröte von den Ausmaßen eines Smart-Autos, sind alle verhältnismäßig groß. Das bestärkt die Forscher in der Annahme, dass Reptilien nach dem Aussterben der Dinosaurier um einiges größer waren als heute. Die Fossilien von Cerrejón bieten daher, so die Wissenschaftler, eine ausgezeichnete Gelegenheit, mehr über die Ursprünge der tropischen Artenvielfalt zu erfahren, die sich innerhalb der vergangenen 60 Millionen Jahre entwickelt hat.
Mitteilung des Smithsonian Tropical Research Institutes © wissenschaft.de ? Sabine Kurz