Sie sahen aus wie Nacktschnecken und krochen durch die Sedimentschicht eines Ur-Ozeans: Versteinerte Spuren aus Uruguay dokumentieren, dass diese sogenannten Bilateria bereits vor 585 Millionen Jahren existierten, 30 Millionen Jahre früher als bisher angenommen. Es handelt sich dabei um den frühesten Nachweis derart komplexer Lebensformen, berichten Ernesto Pecoits von der Universität von Alberta und seine Kollegen.
Die Untersuchungen der Forscher zeigen, dass die Spuren von etwa zentimetergroßen Lebewesen stammen, die sich selbstständig durch ein weiches Material fortbewegten. Mit modernen Analyseverfahren konnten Ernesto Pecoits und seine Kollegen das Alter des Sedimentgesteins auf etwa 585 Millionen Jahre datieren. Die ältesten bisher bekannten Spuren höherer Tiere waren dagegen nur 555 Millionen Jahren alt, der Rekord verschiebt sich nun also um satte 30 Millionen Jahre.
Sie stöberten bereits nach Futter
Den Wissenschaftlern zufolge handelte es sich um Tiere, die eindeutig den Bilateria zuzuordnen sind. Sie zeichnen sich durch einen längssymmetrischen Körperbau aus, der darüber hinaus ein klar definiertes Vorder- und Hinterteil besitzt. Das unterscheidet sie von primitiveren Lebensformen. Die Wesen, von denen die Spuren stammen, besaßen außerdem bereits eine Muskulatur, die es ihnen ermöglichte, gerichtet zu kriechen, betonen die Wissenschaftler. Offenbar durchstöberten sie das Sediment bei der Nahrungssuche nach organischem Material.
Den Forschern zufolge wirft der Fund nun neue Fragen über die Evolution der Tiere auf und darüber, in welchem Umfeld sie sich entwickeln konnten. Wann und wie haben sich die ersten Lebewesen bewegt, um auf Nahrungssuche zu gehen? Dieser und anderen spannenden Fragen wollen die Forscher nun weiter nachgehen.
Ernesto Pecoits(Universität von Alberta) et al.: Science, doi: 10.1126/science.1216295 © wissenschaft.de –
Martin Vieweg