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Wer Angst hat, bekommt weniger zu fressen

Erde|Umwelt

Wer Angst hat, bekommt weniger zu fressen
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Vorsichtige wilde Zebrafische lernen von ihren forschen domestizierten Artgenossen - und werden mutiger. Foto: Vetmeduni Vienna/Zala
Die einen halten sich abwartend im Hintergrund, die anderen haben kaum Berührungsängste ? auch unter Zebrafischen gibt es mutige und ängstliche. Letztere schauen sich den Mut regelrecht von ihren Artgenossen ab.

?Wenn sich ein Zebrafisch ein paar Zentimeter näher an ein unbekanntes Objekt heranwagt als seine Artgenossen, ist das aus menschlicher Sicht keine große Sache. Doch in freier Wildbahn könnten diese paar Zentimeter den Fisch in die Reichweite eines Feindes bringen. Aus seiner Sicht geht er also ein sehr hohes Risiko ein?, erklärt Sarah Zala von der Veterinärmedizinischen Universität in Wien. Das Forscherteam um die Biologin hat untersucht, ob sich wilde und domestizierte Zebrafische ( Danio rerio) einem unbekannten Objekt gegenüber unterschiedlich verhalten sowie ob und wie sie voneinander lernen. Dazu setzten sie jeweils sechs Zebrafische ? vier wilde und zwei domestizierte oder vier domestizierte und zwei wilde ?zusammen in ein Aquarium. Zusätzlich bildeten sie Kontrollgruppen mit je sechs wilden und domestizierten Tieren.

Die wilden Zebrafische zeigten sich im Vergleich zu den domestizierten sehr viel scheuer: Sie schwammen weniger nah an das unbekannte bewegliche Objekt heran, wichen ihm vermehrt aus und hielten sich öfter hinter ihm auf. Doch diejenigen, die in einer Gruppe mit vier domestizierten Artgenossen eine Gruppe bildeten, schauten sich den Mut von diesen ab. Dieser Lerneffekt ging auch nicht wieder verloren, nachdem sie zurück in ihren Schwarm mit 60 bis 80 Fischen zurückkamen.

Domestizierte Fische dagegen wurden durch das Zusammensein mit vier wilden Artgenossen nicht vorsichtiger. Zala vermutet, dass das unter anderem an unterschiedlichen Lernstrategien der beiden Gruppen liegt. Für wild lebende Zebrafische ist es überlebenswichtig, sich vor Fressfeinden in Acht zu nehmen. Sehen sie, dass Artgenossen nichts passiert, verlieren sie ihre Scheu. Domestizierte Exemplare dagegen haben keinen Grund zur Vorsicht. Ganz in Gegenteil: Wer ängstlich ist, bekommt unter Umständen weniger zu fressen. Forsch zu sein, lohnt sich also.

Das soziale Lernen ist in diesem Fall also nur für wilde Zebrafische von Vorteil ? zumindest im sicheren Labor-Aquarium. In freier Wildbahn würde die neu erworbene Furchtlosigkeit ein höheres Risiko bedeuten, gefressen zu werden.

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Sarah Zala (Veterinärmedizinische Universität, Wien): Animal Behaviour, doi: 10.1016/j.anbehav.2012.03.029 © wissenschaft.de ?Marion Martin
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