Anton Lager und Jenny Torssander vom Karolinska-Institut in Stockholm konnten nun die Daten einer landesweiten Langzeitstudie nutzen, um dieses Problem weitgehend zu umgehen: Zwischen 1949 und 1962 fand in Schweden eine Schulreform statt, in deren Rahmen die Schulzeit sukzessive von acht auf neun Jahre verlängert wurde. In der Studie wurden rund 1,2 Millionen Schüler der betroffenen 900 Gemeinden erfasst, die zwischen 1943 und 1955 geboren worden waren. Etwa 490.000 von ihnen gingen neun Jahre zur Schule, 750.000 acht Jahre. Für die beiden Sozialwissenschaftler bedeutet das ideale Voraussetzungen: eine umfassende Stichprobe mit Schülern, die alle ähnliche Lehrinhalte genossen und eine Kontrollgruppe, anhand der sie die Unterschiede zwischen acht und neun Jahren Schulbildung erheben konnten.
Das Ergebnis: Für die Gesamtheit der 1,2 Millionen Schüler konnten Lager und Torssander keine Unterschiede in der Sterberate erkennen. Sie stießen lediglich auf die allgemein nachgewiesene etwas höhere Sterblichkeit bei Männern. Einen leichten Vorteil stellte das Forscherduo jedoch für die Altersgruppe über 40 fest, mit einem verringerten Sterberisiko von 4 Prozent – diejenigen, die neun Jahre zur Schule gegangen waren, starben vor allem seltener an Krebs, Lungenkrebs und Unfällen. Frauen dieser Altersgruppe hatten außerdem ein geringeres Risiko für durchblutungsbedingte Herzkrankheiten, Männer sterben zusätzlich seltener durch äußere Einflüsse. Die Schulbank zahlt sich also erst langfristig aus, folgern die Wissenschaftler. Lediglich für Frauen, die ein Jahr länger die Schulbank drückten, konnte auch ein Vorteil vor dem 40. Lebensjahr abgeleitet werden: Die „neunte Klasse“ senkte minimal ihr Herzinfarktrisiko.
Das zusätzliche Schuljahr bringt also keine signifikant großen Unterschiede für die Lebenserwartung. Dennoch unterstützten die Ergebnisse bisherige Erkenntnisse ähnlicher Studien, schreiben die beiden Schweden. So konnte für Männer bereits nachgewiesen werden, dass die sozioökonomischen Faktoren, die eng mit der Bildung zusammenhängen, und der Konsum von Tabak und Alkohol – und damit auch Lungenkrebs und Leberzirrhose – einander bedingen.