Diese Störungstheorie wandte nun ein dänisch-amerikanisches Forscherteam erstmals außerhalb unseres Sonnensystems an, um die Existenz eines bislang unsichtbaren Planeten nachzuweisen. Dem Team um David Nesvorny vom Southwest Research Institute in Boulder fiel beim Auswerten der Daten des Weltraumteleskops Kepler der sonnenähnliche Stern KOI-872 auf. Er wird, wie viele entfernte Sterne, beim Vorbeiziehen eines Planeten kurzfristig verdunkelt, was in den Daten gut zu erkennen ist. Allerdings wiederholen sich diese Verdunkelungen nicht, wie erwartet, in regelmäßigen Abständen. Vielmehr treten sie mit einiger Verzögerung auf, teilweise um bis zu zwei Stunden. ?Um das in Relation zu setzen: Wenn ein Schnellzug mit zwei Stunden Verspätung im Bahnhof eintrifft, muss es dafür einen verdammt guten Grund geben?, sagt Nesvorny. ?Für uns war relativ schnell offensichtlich, dass es sich um einen versteckten Himmelskörper handelt, der quasi an den Planeten zerrt.?
Die Wissenschaftler simulierten unterschiedliche Varianten von Planetensystemen und kamen zu dem Schluss: Bei dem Störenfried muss es sich um einen Planeten von etwa der Größe des Saturns handeln, der 57 Tage benötigt, um KOI-872 zu umrunden. Er zieht, von Keplers Standpunkt aus betrachtet, nicht vor seinem Mutterstern vorbei, seine Gravitationskraft beeinflusst aber die Flugbahn der anderen Mitglieder des Planetensystems.
Nesvornys Team hofft nun auf weitere, genauere Daten von Kepler ? es gibt nämlich den Verdacht, dass in dem System noch ein weiterer unsichtbarer Planet existiert, der ebenfalls die Umlaufbahnen stört.