Robert Barclay von der University of Calgary untersuchte in einer ersten Langzeitstudie, ob dieser Effekt auch bei Großen Brauen Fledermäusen ( Eptesicus fuscus) festzustellen ist. Er vermutete, dass bei den Insektenfressern früh im Jahr mehr Weibchen geboren werden. Denn sie erreichen die Geschlechtsreife früher als die Männchen.
In den Sommern 1990 bis 1997 und 1999 bis 2004 dokumentierte er Alter und Entwicklungsstand von fast 900 Jungtieren und mehr als 670 der ausgewachsenen Breitflügelfledermäusen an drei Brutstätten in der Nähe von Alberta.
Das Ergebnis bestätigt Barclays Vermutung: 60 Prozent des Fledermausnachwuchses, der jeweils vor dem 22. Juni zur Welt kam, war weiblich. Nach diesem Datum verschob sich das Verhältnis leicht zugunsten der Männchen (54 Prozent). Das traf allerdings nur auf die Jahre zu, in denen sich der Frühling recht früh einstellte. ?Bei Großen Braunen Fledermäusen entsteht nicht aus jedem befruchteten Ei ein Fledermausbaby. Es muss also einen Mechanismus geben, der weibliche Embryonen in solchen Jahren präferiert und männliche behindert?, folgert Barclay. Wie dieser Mechanismus genau funktioniert, ist noch nicht geklärt. Höchstwahrscheinlich stecken dahinter evolutionäre Vorteile, denn: ?Früh im Jahr geborene Weibchen können schon als Einjährige Nachwuchs bekommen, männliche Fledermäuse nicht?, erklärt der Biologe.
?Wenn ich mit meiner Theorie Recht habe, müsste dieser Effekt auch bei anderen Fledermausarten zutreffen, die auf der gleichen geographischen Breite leben?, so Barclay. ?Um das zu klären, sind weitere Langzeitstudien nötig, die auch feine unterschiedliche saisonale Bedingungen berücksichtigen.?