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Schwarzes Loch in flagranti erwischt

Astronomie|Physik

Schwarzes Loch in flagranti erwischt
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Computersimulation eines Sternentods: Das Gas eines Sterns, der von einem Schwarzen Loch zerrissen wurde, fällt zum Teil in dessen Schlund. Ein Teil wird aber auch ins All geschleudert. (c) NASA, S. Gezari (The Johns Hopkins University), und J. Guillochon (University of California, Santa Cruz)
In einer fernen Galaxie haben Astronomen erstmals den Tod eines Sterns im Schlund eines Schwarzen Lochs von Anfang bis Ende beobachten können. Das Team um Suvi Gezari konnte dabei sowohl das Opfer identifizieren als auch die Eigenschaften des Täters ermitteln. ?Es war fast so, als hätten wir am Ort eines Verbrechens Indizien gesammelt?, sagt Gezari. ?Wir haben zum Beispiel herausgefunden, dass kaum Wasserstoff, sondern fast nur Helium in dem Gas war, das von dem Gemetzel übrig blieb.? Daraus schlossen sie und ihre Kollegen, dass der zerstörte Stern ein Roter Riese war, der seine Wasserstoff-Hülle bei einer früheren Begegnung mit dem Schwarzen Loch verloren hatte.

Auf die Spur des Dramas kamen die Forscher dank des Pan-STARRS1-Teleskops auf dem Gipfel des Berges Haleakala auf Hawaii. Das Teleskop sucht automatisch nach vorübergehenden Lichterscheinungen am Himmel, wie zum Beispiel Supernovae. Am 31. Mai 2010 registrierte das Teleskop ein Aufleuchten in einer Galaxie, die 2,7 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Doch während die Strahlung einer Supernova nach wenigen Tagen ihren Höhepunkt erreicht, wurde diese Lichtquelle sechs Wochen lang immer heller. Mitte Juni registrierte auch das UV-Weltraumteleskop GALEX das Signal. Mitte 2011, nach gut einem Jahr, war das Leuchten wieder verschwunden.

Nach Meinung der Forscher gibt es nur eine mögliche Erklärung für das seltsame Lichtsignal: Ihrer Meinung nach zerriss die Schwerkraft eines supermassiven Schwarzen Lochs einen Stern. Das Gas, das von dessen zerstörten Kern übrigblieb, wirbelte in irrem Tempo um das Schwarze Loch, heizte sich dabei auf und fing an zu glühen, bevor es zumindest teilweise in dem finsteren Schlund verschwand.

?Dies ist das erste Mal, dass wir so viele verschiedene Indizien haben, dass wir sogar das Opfer identifizieren und das Schwarze Loch wiegen können?, sagt Gezari. Der Studie zufolge hat das Schwarze Loch eine Masse von etwa drei Millionen Sonnen. Damit entspricht es in etwa dem Schwarzen Loch, das im Zentrum der Milchstraße vermutet wird. Der zerstörte Stern hatte vermutlich schon das Ende seines Lebens erreicht und sich zu einem Roten Riesen aufgebläht. Die Forscher konnten allerdings nur spektrale Signale des Elements Helium auffangen. Sie gehen daher davon aus, dass der Stern seine übergroße Hülle aus Wasserstoff bereits verloren hatte, als ihn die Gezeitenkräfte des Schwarzen Lochs auseinanderrissen.

Vermutlich befand sich der Rote Riese auf einer stark elliptischen Bahn um das Schwarze Loch, ähnlich, wie sie viele Kometen rund um die Sonne haben. Bei einer früheren Begegnung könnte das Schwarze Loch bereits die Wasserstoffhülle aufgesaugt haben, vermuten die Forscher.

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Suvi Gezari (Johns Hopkins University) et al.: Nature, Online-Vorabveröffentlichung, doi:10.1038/nature10990 wissenschaft.de – Ute Kehse
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