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bdw an Bord!

Erde|Umwelt

bdw an Bord!
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Die Maria S. Merian. Foto: Thomas Willke
Donnerstag 15.3.2012 Position 13°05,86?N 059°38,25?W Wetterbericht, 12.00 Uhr Luftdruck: 1016,7 hPa Wind: Ostnordost 4 Beaufort Lufttemperatur: 27,3°C Wassertemperatur: 26,7°C Endlich auf See, aber leider nicht unterwegs. Die ?Maria S. Merian? verließ gestern Abend den Hafen von Bridgetown, Barbados, und liegt seitdem in einer Bucht ungefähr eine halbe Seemeile vom alten Liegeplatz entfernt auf Reede. Eigentlich sollte sie schon Richtung Yucatan unterwegs sein, um dort die Ökologie der Kaltwasserkorallen zu untersuchen (ja, Kaltwasserkorallen gibt es in tropischen Gewässern, aber dazu mehr in einem späteren Logbucheintrag). Aber bevor das Forschungsschiff ablegen kann, müssen Fahrtleiter Prof. Dierk Hebbeln von der Universität Bremen, Kapitän Friedhelm von Staa und ihr Team erst ein technisches und ein Verwaltungsproblem lösen. Problem 1: das Fächerecholot, ein unglaublich präzises Instrument, das nicht nur die Tiefe des Meeres messen, sondern regelrechte ?Landkarten? voller Details des Meeresbodens erstellen kann. Diese Karten sind unverzichtbar für die Meeresforschung, denn sie zeigen den Forschern, wo es interessant ist, genauer zu messen, zu bohren oder die Tauchroboter (kurz: ROVs) hinunter zu schicken. Alles andere wäre wissenschaftlicher Blindflug. Auf der vorhergehenden Forschungsfahrt von Brasilien nach Barbados hatte das Fächerlot kleinere Ausfälle. Um auf Nummer sicher zu gehen, bestellte der eingeflogene Servicetechniker ein neues Bauteil. Das kam auch pünktlich auf Barbados an, wurde jedoch aus unerfindlichen Gründen vom Kurierdienst nach Venezuela weitergeschickt. Glücklicherweise schickte man es dann nach Barbados zurück und nicht zur Herstellerfirma nach Oslo. Gestern Abend kam der Servicetechniker an Bord und wurde heute Mittag fertig. Problem 2 sind die Visa. Die Merian soll vor der mexikanischen Küste Untersuchungen durchführen, in Kooperation mit mexikanischen Kollegen. Der Kaltwasserkorallenexperte Hector Reyes von der Universidad Autónoma de Baja California Sur ist deswegen an Bord. Allerdings hat Mexiko vor Kurzem die Visabestimmungen geändert, viele Formulare mussten neu ausgefüllt, neue Fotos gemacht und Fingerabdrücke genommen werden. Das kostete Zeit, und so konnte Paul Wintersteller, eigentlich Experte für Bathymetrie (Meerestiefenmessungen), erst am Mittwoch als Abgesandter des Schiffs nach Trinidad zur dortigen Botschaft Mexikos fliegen, um die Visa abzuholen. Er ist gerade auf dem Rückflug mit den begehrten Dokumenten. Die 2006 fertiggestellte ?Maria S. Merian? ist Deutschlands modernstes Forschungsschiff. Mit ihren 94,8 Meter Länge und 19,2 Meter Breite bietet sie Platz für 22 Wissenschaftler und 24 Mann Besatzung. Das Hightech-Gefährt ist für den Einsatz im Atlantik, Nord- und Ostsee, aber auch für Fahrten in heiße Gebiete am Äquator geeignet. Es ist außer der ?Polarstern? das einzige europäische Forschungsschiff, das auch im Eis einsatzbereit ist. Sie kann durch bis zu 80 Zentimeter dickes Eis fahren. Als besondere Anpassung an die Polargebiete hat die Merian einen Knick im Bug, direkt unter der Wasserlinie (s. Foto). So kommt sie besser durchs Eis als mit geradem Bug. Anstelle der üblichen Anordnung der Schiffsschrauben am Heck des Schiffes hat die Merian zwei Gondeln mit den eigentlichen Antriebspropellern, die sich um 360 Grad drehen lassen und eine extrem genaue Positionierung des Schiffes im Forschungseinsatz ermöglichen. Außerdem werden so die Schrauben bei der Fahrt durch Pack- und Treibeis nicht beschädigt. Ein angenehmer Nebeneffekt ist, dass sich das Schiff ?auf dem Teller drehen? und in alle Richtung querfahren kann. Dieses Antriebskonzept fand sich bis vor Kurzem nur bei großen Passagierschiffen, die insbesondere beim Festmachen in Häfen auf genaueste Positionierung angewiesen sind. Thomas Willke, Korrespondent von bild der wissenschaft, von Bord der Maria S. Merian Die Maria S. Merian im Hafen von Bridgetown, Barbados. Direkt unterhalb der ?Wasserlinie? ? dem Übergang von blauer zu roter Farbe ? sieht man den ?Eisbrechersteven?, der der Merian bei Fahrten durchs Eis hilft. Wartezeit ist Arbeitszeit. Forscher und Besatzung nutzen die Zeit, um das Schiff und die Geräte für ihren Einsatz klar zu machen. Hier bereiten der Techniker Marco Klann und die Meeresgeologin Claudia Wienberg Schaumstoffpolster vor, mit denen sie später die Bohrrohre verschließen werden. Auch Schiffsärztin Gabriele Wolters packt mit an. Mit einem Spachtel entfernt sie Seepocken und Muscheln von einem Messgerät. Deckschlosser Helmut Friesenborg schweißt einen Wasserabweiser über einer Luke auf einem Kran an. Die Abdeckplatte für diese Luke hatte sich verzogen und ließ Wasser durch. Das vollständige Logbuch finden Sie hier 15. März: “Startschwierigkeiten” 16. März: Kein Visum ? keine Forschungsreise 17. März: Ruhe vor dem Strum 18. März: Von Unterwasserrobotern und Korallen 19. März: Jagd nach Aerosolen 20. März: Achtung, Rutschgefahr! 21. März: Endlich im Arbeitsgebiet 22. März: Daten sammeln auf rauer See 23. bis 25. März: Reiche Ausbeute vor Yucatan 26. März: Vielfältige Unterwasserwelt vor Florida 27. März: Tückischer Sand 28. März: Den Meeresboden durchleuchten 28. März: Den Meeresboden durchleuchten 29. März: Oasen in der Wüste 30. März: Ein Freund für den ROV 31. März: Bahamas voraus 01. April: Im Golfstrom 02. April: Die erste Banane 03. April: Der Korallenfriedhof 04. April: Mount Gay 05. April: Zwei Berge und ein Blitz 06. April: Nordwärts 07. April: Abschied Mehr über die Forschungsexpedition der Maria S. Merian erfahren Sie unter www.marum.de .
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