Alkohol wirkt ähnlich wie Sex auf das Belohnungssystem
Die Forscher bieten auch eine Erklärung für das kuriose Verhalten: Sowohl Sex als auch Alkohol wirken demnach auf das Belohnungssystem im Gehirn der Fliegen. Konkret wird dabei das sogenannte Neuropeptid F gebildet. Dieses Molekül löst Empfindungen der Befriedigung aus, erklären die Biologen. Nach dem Sex ist viel davon im Nervensystem vorhanden – die Insekten brauchen das Level also nicht durch Alkoholkonsum zu erhöhen. Bei den sexuell unbefriedigten Fliegen-Männchen ist dagegen wenig Neuropeptid F vorhanden. Deshalb steigern sie das Niveau durch Alkoholkonsum. Diesen Zusammenhang konnten die Forscher durch weitere Experimente belegen: Wenn sie die Ausschüttung des Neuropeptids F künstlich anregten, verschwand die Lust auf Alkohol bei den unbefriedigten Fliegen.
Beim Menschen gibt es Galit Shohat-Ophir und seinen Kollegen zufolge ein ähnliches Molekül, das eine Rolle im Belohnungssystem spielt: das Neuropeptid Y. Studien haben bereits gezeigt, dass es mit Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen im Zusammenhang steht, die oft mit Alkohol- und Drogenmissbrauch einhergehen. Inwieweit sich die Ergebnisse bei den Fliegen auf den Menschen übertragen lassen, ist noch offen. Möglicherweise eignen sich die winzigen Versuchstiere zur weiteren Untersuchung der molekularen Mechanismen des menschlichen Belohnungssystems sowie von dessen Einfluss auf Missbrauchsverhalten, sagen die Forscher.