Es hatte bereits zuvor ähnliche Untersuchungen gegeben, die nahelegten, dass Wähler politische Kandidaten mit tiefen Stimmen bevorzugen. Für diese Studien waren allerdings aufgezeichnete Stimmen von ehemaligen US-Präsidenten verwendet worden, was die Ergebnisse verfälscht haben könnte, da manche Probanden die Stimmen möglicherweise erkannt hatten und ihre Entscheidung deshalb auf politischen Einstellungen basierten. Außerdem war bei diesen Untersuchungen der Aspekt der unterschiedlichen Geschlechter nicht Teil der Studie.
Tonlage ist im Experiment wahlentscheidend
Die aktuellen Ergebnisse von Casey Klofstad und seinen Kollegen zeigten nun, dass sowohl die weiblichen als auch die männlichen Versuchsteilnehmer bevorzugt die hypothetischen Kandidaten mit den tiefen Stimmlagen ?wählten?, unabhängig vom Geschlecht des Sprechers. Sowohl die Männer als auch die Frauen der Studie nahmen weibliche Sprecherinnen mit höheren Stimmen als tendenziell weniger stark, kompetent und vertrauenswürdig wahr. Interessanterweise empfanden die Männer dies auch bei den höheren Männerstimmen so, die Frauen dagegen nicht ? sie ordneten den tiefen Männerstimmen keine besseren Werte bezüglich dieser Eigenschaften zu. Offenbar verbinden Frauen diese Charaktereigenschaften eines männlichen Sprechers weniger mit seiner Stimme als Männer, sagen die Wissenschaftler.
Die Studie offenbart den Forschern zufolge einen Teilaspekt der oberflächlichen Urteilsfindung vieler Menschen in Demokratien: Persönliche Eigenschaften politischer Kandidaten geben oft den Ausschlag für den Erfolg und nicht ihre politischen Ziele. „In diesem Zusammenhang könnte die von Natur aus höhere Stimme von Frauen eine der Ursachen dafür sein, warum sie in Führungspositionen unterrepräsentiert sind?, gibt Casey Klofstad zu bedenken.