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Persönlichkeiten im Insektenstaat

Erde|Umwelt

Persönlichkeiten im Insektenstaat
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Credit: L. Brian Stauffer
US-Forschern zufolge sind Honigbienen offenbar kleine Persönlichkeiten: Die einen sind entdeckungsfreudige Draufgänger, andere überlassen dagegen das Erkunden neuer Lebensräume und Futterquellen lieber ihren risikobereiteren Artgenossen. Diese Charakterunterschiede spiegeln sich auch im Gehirn der Insekten wider, zeigten die Untersuchungen der Biologen um Gene Robinson von der Universität Illinois.

Wenn ein Bienenvolk eine neue Heimat für seinen Stock braucht, geht ein Teil der Arbeiterinnen auf Erkundungstour, um einen geeigneten Ort zu finden. Diese Nistplatz-Pioniere wollten die Forscher nun genauer untersuchen und markierten dazu die Insekten verschiedener Völker und dokumentierten das Verhalten der einzelnen Tiere. So konnten sie zeigen, dass nur etwa fünf Prozent eines Volkes bei Bedarf zu Kundschafterinnen avancieren. Um genauer herauszufinden, was diese Tiere auszeichnet, verglichen die Forscher das Verhalten dieser Individuen mit dem der Durchschnittsbienen.

Nistplatz-Pioniere suchen auch oft nach neuen Futterquellen

Interessantes Ergebnis: Die Nistplatz-Pioniere tun sich auch überdurchschnittlich häufig bei einer anderen Aufgabe hervor, die Entdeckerfreude erfordert ? der Suche nach neuen Futterquellen. Etwa 5 bis 25 Prozent der Kaste der Sammlerinnen übernehmen diese Aufgabe, sagen die Wissenschaftler. Wenn diese Futterspäher eine ergiebige Nahrungsquelle entdeckt haben, fliegen sie zurück zum Stock und teilen den Sammlerbienen den Standort mithilfe des Schwänzeltanzes mit. Die Auswertungen der Forscher zeigten nun, dass die Nistplatz-Pioniere 3,4-Mal häufiger zu Futtersucherinnen wurden als die „normalen“ Sammlerinnen, die sich nicht um neue Nistplätze kümmern. Sie sind also offenbar generell abenteuerlustiger als ihre Kolleginnen. ?Wenn jemand in verschiedenen Zusammenhängen ähnliche Verhaltensmuster zeigt, kann man durchaus von Persönlichkeit sprechen?, sagt Gene Robinson in diesem Zusammenhang.

Der Entdeckerlust auf der Spur

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Um dem Hintergrund der Charakterunterschiede auf die Spur zu kommen, suchten die Forscher nach Besonderheiten in der Genaktivität bei den abenteuerlustigen Bienen. Dabei wurden sie bei über tausend Genen fündig, die bei den Kundschafterinnen anders reguliert werden. ?Das war erstaunlich, denn sie gehören ja eigentlich derselben Kaste an wie die weniger mutigen Vergleichsbienen?, betont Robinson. Unter den unterschiedlich regulierten Erbanlagen waren auch solche, die mit der Funktion von Gehirnbotenstoffen wie Glutamat und Dopamin in Zusammenhang stehen. Von diesen Neurotransmittern ist bereits bekannt, dass sie auch bei Säugetieren und dem Menschen eine wichtige Rolle bei der Lust am Entdecken spielen.

Die Forscher konnten sogar die Funktion dieser Botenstoffe bei der Abenteuerlust durch Experimente konkret belegen: Sie verabreichten dazu einigen ?normalen? Sammlerinnen eine Extraportion Glutamat und dokumentierten ihr Verhalten. Es zeigte sich, dass diese Bienen nun tatsächlich erkundungsfreudiger waren als zuvor. Bekamen die Pionier-Bienen dagegen eine Substanz, die den Botenstoff Dopamin blockiert, unterdrückte dies den Drang nach Neuem, zeigten die Experimente der Biologen.

Gene Robinson (Universität Illinois) et al.: Science, DOI: 10.1126/science.1213962 © wissenschaft.de ? Martin Vieweg
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