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Tratschen erlaubt ? in bestimmen Fällen

Geschichte|Archäologie Gesellschaft|Psychologie

Tratschen erlaubt ? in bestimmen Fällen
Es gilt als nutzlos, ist verpönt und im Zweifel rufschädigend. Doch wenn es darum geht, jemanden zu schützen, ist Tratsch durchaus nützlich und sogar erwünscht, haben US-Wissenschaftler nun gezeigt. Außerdem kann das Wissen darum, dass gelästert werden könnte, das soziale Verhalten positiv beeinflussen.

Um die Gründe hinter dem Ausplaudern von Tratsch zu beleuchten, führten Forscher um Matthew Feinberg von der University of California in Berkely insgesamt vier Experimente durch. Dabei konzentrierten sie sich auf sogenannten prosozialen Tratsch, der dazu dient, vor unehrlichen und vertrauensunwürdigen Menschen zu warnen.

In einem Wirtschaftsspiel, das auf gegenseitiges Vertrauen abzielt, testeten die Forscher, wie Probanden auf Schummeln einzelner Spielteilnehmer reagierten. Zunächst sahen 51 Teilnehmer zwei Personen beim Spiel zu. Verstieß einer der Spieler gegen die Regeln, um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen, erhöhte sich der Puls der Zuschauer. Ein Großteil nahm anschließend die Möglichkeit wahr, einen neuen Mitspieler vor dem unfairen Gegenspieler zu warnen. ?Die Nachricht über das schlechte Verhalten des Betrügers weiterzutratschen, führte dazu, dass sich der Puls der Probanden wieder beruhigte und sie sich besser fühlten, da sie ihren Frust über das unfaire Verhalten losgeworden waren?, erklärt Robb Willer, Mitglied des Forschungsteams.

Warnen wichtiger als Diffamieren

In einem zweiten Experiment füllten 111 Probanden zunächst Fragebögen zu ihrer Einstellung zu Selbstlosigkeit und die grundsätzliche Bereitschaft, mit anderen zu kooperieren aus. Testpersonen, die überdurchschnittlich sozial eingestellt waren, reagierten frustrierter auf Mogler als andere und neigten eher dazu, den nächsten Spieler über den egoistischen Mitspieler in Kenntnis zu setzen, zeigte die Auswertung ?Dabei wollten Probanden hauptsächlich anderen helfen und nicht nur über den egoistischen Spieler lästern?, glaubt Matthew Feinberg.

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Um die Bedingungen zu verschärfen, forderten die Wissenschaftler in einem weiteren Test, dass die Probanden einen Teil des Geldes, das sie für die Teilnahme an der Studie erhielten, zurückgaben, wenn sie andere über die negativen Seiten ihrer Mitspieler informieren wollten. Diese Veränderung beeinträchtigte das Ergebnis jedoch kaum: ?Die Probanden zahlten also Geld, um zu tratschen, auch wenn sie dadurch nicht den Gewinn des egoistischen Betrügers beeinflussen konnten?, so Feinberg.

Soziale Kontrolle

An der letzten Runde des Wirtschaftsspiels nahmen 300 Probanden teil. Sie spielten mit Jetons mit einem Wert von je 50 Dollar. Den erzielten Gewinn dürften sie behalten, hieß es. Einem Teil der Spieler sagten die Wissenschaftler, in den Pausen würde ein Beobachter verraten, wer mogelt. Besonders diejenigen, die aufgrund einer zuvor durchgeführten Umfrage als eher eigennützig eingeschätzt wurden, verhielten sich daraufhin besonders loyal. Das Wissen, möglicherweise Opfer von Tratsch zu werden, führte demnach zu einem sozialeren Verhalten.

?Tratschen kann also neben psychologischen auch soziale Vorteile mit sich bringen?, schlussfolgern die Forscher. ?Wir sollten kein schlechtes Gewissen haben, wenn wir lästern, um andere davor zu bewahren, ausgenutzt zu werden?, resümiert Feinberg.

Matthew Feinberg (University of California, Berkeley) et al.: Journal of Personality and Social Psychology © wissenschaft.de ? Marion Martin
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