La Niña, Spanisch für ?das Mädchen?, tritt etwa alle drei bis sieben Jahre im Rahmen der El-Niño-Southern Oscillation im äquatorialen Pazifik auf. Im Vergleich zu den heißen, trockenen und eher windstillen Verhältnissen von El Niño zeichnet sich La Niña durch stärkere Passatwinde und Starkregen aus. Zudem kommen vor der Küste Nordamerikas vermehrt Hurrikane vor. Das Wetterphänomen hat somit nicht nur Auswirkungen auf die Fischerei und Landwirtschaft, sondern auch auf die Flugrouten der Zugvögel und ihre Aufenthaltsdauer in verschiedenen Regionen.
Shaman und Lipstich gehen davon aus, dass die Tiere deswegen mit anderen Vertretern ihrer Art in Berührung kommen als sonst. Das ermögliche auch Viren, in Berührung mit anderen Stämmen zu kommen und führe so zu einer größeren Vielfalt genetischer Mutationen ? und das wiederum begünstige die Wahrscheinlichkeit einer Pandemie, sagen die beiden Mediziner.
In einigen Fällen können sich diese Viren ? wie im Falle der Schweinegrippe 2009 ? auch auf andere Arten übertragen: Der Virus H1N1 war von Vögeln auf Schweine und schließlich auf den Menschen übertragen worden. Die Forscher hoffen nun, dass das Wissen um die erhöhte Gefahr in El-Niña-Jahren in Zukunft dabei hilft, Pandemien vorzubeugen.
Erst Ende vergangenen Jahres hatte ein Forscherteam um Adriano Mazzarella von der Universität Neapel entgegengesetzte Ergebnisse veröffentlicht: Die Wissenschaftler vermuten hinter Grippewellen eher mittlere bis starke El-Niño-Ereignisse. Shaman und Lipstich bemängeln jedoch die Datengrundlage der Studie. Erstens beziehe sie sich auf Pandemien, die vor dem 20. Jahrhundert auftraten und bei denen das erstes Auftreten und die folgende Verbreitung nicht so gut dokumentiert seien wie die von ihnen selbst untersuchten Grippewellen. Außerdem wurde zu dieser Zeit nur das Auftreten von El Niño aufgezeichnet, Daten über La Niña für diese Zeitspanne fehlen. Damit seien ihre eigenen Ergebnisse fundierter, schreiben Shaman und Lipstich.