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Die Wander-Seen der Antarktis

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Die Wander-Seen der Antarktis
An der Küste der Alexander-Insel in der Antarktis haben Forscher mehrere ungewöhnlich mobile Seen entdeckt. Die kleinen, länglichen Gewässer liegen auf dem schwimmenden Schelfeis, das den bananenförmigen Kanal zwischen der Insel und dem antarktischen Festland bedeckt. Sie rücken pro Jahr zwischen 300 und 700 Meter vor, berichten Claire LaBarbera und Douglas MacAyeal. Schmelzwasserseen auf dem Eis sind normalerweise ein Zeichen für den drohenden Zusammenbruch einer Eisplatte. Doch in diesem Fall scheint der Druck in dem Kanal das Eis zu stabilisieren.

Die Alexander-Insel ist nur schwer als solche zu erkennen, weil sie durch einen 500 Kilometer langen und 50 Kilometer breiten eisbedeckten Kanal mit der Antarktischen Halbinsel verbunden ist, dem nördlichsten Zipfel des Kontinents gegenüber von Südamerika. Die schwimmende Eisplatte, genannt George VI-Schelfeis, schiebt sich wie ein riesiger Gletscher durch die Meerenge. Am Rand des Schelfeises befindet sich eine Kette aus Seen, die wie ein Schwarm Gänse aufgereiht sind und die Küste der Insel säumen. Die Forscher sprechen von Staffelstellung oder (nach einem Militärbegriff) Echelon-Formation. LaBarbera und MacAyeal stellten bei der Digitalisierung von Satellitenbildern fest, dass sich die einige hundert Meter langen Schmelzwasserseen von Jahr zu Jahr verschieben ? und zwar fünf- bis zehnmal so schnell wie das Eis unter ihnen.

Die beiden Forscher kommen zu dem Schluss, dass sich das mehrere hundert Meter dicke Schelfeis aufwölbt, weil es sich seitlich am Rand der Insel vorbeischiebt. Es bilden sich Tröge und Hügel, die wie eine Welle an der Inselküste entlangwandern. Das Schmelzwasser, das sich vor allem im Sommer in den Rillen sammelt, wird durch die Wellenbewegung weitertransportiert.

Wie die Forscher schreiben, ist die Situation am George VI-Schelfeis ungewöhnlich. Normalerweise bilden sich Schelfeise da, wo große Eisströme aus der Antarktis ins Meer münden. Meist haben sie die Form einer Zunge: Sie sind nur auf einer Seite mit dem Land verbunden. Das Eis wird immer dünner, je weiter es sich vom Land entfernt. Am Rand von Schelfeisen brechen immer wieder Eisberge ab. Das George VI-Schelfeis ist dagegen an beiden Seiten von Land begrenzt und drückt gegen die Insel.

Schmelzwasserseen galten bislang als Warnzeichen für den drohenden Zerfall eines Schelfeises. Glaziologen vermuten, dass das Wasser durch Spalten ins Innere des Schelfeises vordringt und Spalten dadurch vertiefen kann ? bis es schließlich zum Bruch kommt. Beim Zerfall des Larsen B-Eisschelfs im Sommer 2002 innerhalb weniger Wochen spielten solche Schmelzwasserseen wahrscheinlich eine wichtige Rolle. Wie LaBarbera und MacAyeal nun schreiben, scheint der Druck an den Rändern des Eiskanals vor der Alexander-Insel diesen Mechanismus außer Kraft zu setzen.

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Claire LaBarbera und Douglas MacAyeal (University of Chicago): Geophysical Research Letters, Bd. 38, L24501, doi:10.1029/2011GL049970 © wissenschaft.de – Ute Kehse
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