Dabei stellten sie zunächst fest, dass global betrachtet Männer und Jungen tatsächlich etwas besser in Mathe abschneiden als ihre weiblichen Vergleichsgruppen. Bei der Betrachtung einzelner Länder stießen die Wissenschaftler jedoch auf große Unterschiede, die einen kulturellen Ursprung vermuten lassen. Den Analysen zufolge haben sich in vielen westlich geprägten Ländern Frauen immer mehr an das Niveau der Männer angenähert oder gar mit ihnen aufgeschlossen. So stieg allein in den USA der Anteil graduierter Mathematikerinnen in den vergangen 40 Jahren von 5 auf 30 Prozent. Eine Entwicklung, die nach Mertz und Kane gegen eine geschlechtsspezifische Veranlagung spricht. Denn dann müssten geschlechtsspezifische Unterschiede in mathematischem Verständnis in allen Ländern ? unabhängig von der Qualität der Ausbildung ? gleich sein und dürften sich auch im Laufe der Jahre nicht verändern, so die Wissenschaftler. Die Forscher stellten aber das Gegenteil fest und kommen deshalb zu der Schlussfolgerung: Entscheidend für das mathematisches Verständnis ist nicht das Geschlecht, sondern soziale und kulturelle Faktoren.
Beide Geschlechter profitieren
Die Auswertungen ergaben zude, dass die Leistungen in Mathematik bei den Frauen klar an das Niveau der Gleichberechtigung in einer Kultur gebunden sind. In männlich dominierten Ländern des Mittleren Osten wie beispielsweise Bahrein oder Oman schneiden Mädchen im Bezug auf ihre mathematischen Kenntnisse vergleichsweise schlecht ab. Die überraschende Erkenntnis der Forscher war aber, dass auch die Jungs in diesen ausgesprochen patriarchalen Kulturen schlechter in Mathe sind: ?Wir haben herausgefunden, dass sowohl Jungen als auch Mädchen in Mathematik eher besser abschneiden, wenn sie in einem Land aufwachsen, in denen Frauen gleichberechtigt sind. Das ist neu?, sagt Kane.