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Auslese: Weitere Highlights der Woche im Kurzüberblick

Erde|Umwelt

Auslese: Weitere Highlights der Woche im Kurzüberblick
Ortskundig verdrahtet
Gute Taxifahrer besitzen offenbar veränderte Hirnstrukturen. Das haben britische Forscher bei rund 80 Londoner Taxifahrern festgestellt. Bei der vierjährigen Ausbildung müssen die Anwärter Tausende von Straßennamen lernen ? nicht allen gelingt das, etwa die Hälfte der Kandidaten scheitert bei der Prüfung. Bei denjenigen, die es schaffen, spiegelt sich der Erfolg im Gehirn wider, offenbarten die Hirnscans der Forscher. Vor Beginn der Ausbildung zeigten sich bei den Aufnahmen durch einen Magnetresonanz-Tomographen keine bedeutsamen Unterschiede zwischen denjenigen, die später bei der Prüfung scheiterten und jenen, die sie bestanden. Die Scans nach der Taxischein-Prüfung machten dann aber den Unterschied deutlich: Bei Probanden, die bestanden hatten, zeigte sich eine Volumenzunahme bei der Grauen Substanz im hinteren Hippocampus. Bei den durchgefallenen Prüflingen und einer Kontrollgruppe konnten die Forscher dagegen keine Veränderungen entdecken. Das Ergebnis belegt den Forschern zufolge, wie das menschliche Gehirn auch noch im Erwachsenen-Alter plastisch bleibt und sich so an neue Herausforderungen anpassen kann. (Katherine Woollett und Eleanor Maguire, University College London: Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2011.11.018)

Diamanten machen ferne Planeten lebensfeindlich
Diamanten sind auf der Erde selten ? und das ist Planetenforschern zufolge auch gut so, denn offenbar kann Kohlenstoff in seiner kristallinen Form Planeten lebensfeindlich machen. Laboruntersuchungen und theoretische Überlegungen der Wissenschaftler legen nahe, dass ein hoher Diamant-Anteil im Mantel eines Planeten ihn schnell auskühlen lässt. Außerdem unterbinde der vermeintliche Reichtum auch Plattentektonik und die Bildung von Ozeanen, berichtete das Team auf der Herbsttagung der „American Geophysical Union“ in San Francisco. Diamantene Welten sind übrigens keineswegs Fantasievorstellungen, denn Modelle der Planetenentstehung haben bereits zuvor darauf hingedeutet, dass es Planeten mit hohem Kohlenstoff-Anteil geben könnte. Untersuchungen zeigen, dass es Sternensysteme mit einem deutlich höheren Anteil an Kohlenstoff gibt, als es bei unserem Sonnensystem der Fall ist. Laut den Modellen der Wissenschaftler können Planeten dieser kohlenstoffreichen Systeme einen Mantel besitzen, der überwiegend aus Diamant besteht. Dadurch werde die Hitze aus dem Planetenkern schneller nach außen abgeführt, denn Diamant ist ein guter Wärmeleiter, erklären die Wissenschaftler. Die enorme Härte hätte offenbar ebenfalls deutliche Folgen: Sie stoppt jede Form von Bewegung – es fehlt bei Diamant-Planeten also die treibende Kraft für die Plattentektonik, so die Forscher. Ohne Plattentektonik fehle dann auch der Mechanismus, der zur Entstehung von Ozeanen führt. Diamantreiche Planeten seien also mit großer Wahrscheinlichkeit kalt und leblos. (Cayman Unterborn, Ohio State University, et al.: Vortrag auf der Herbsttagung der American Geophysical Union in San Francisco)

Forscher fordern Grenzwert für Arsen im Reis
Eine Studie mit 229 schwangeren Frauen in den USA hat ergeben, dass häufiges Reisessen zu signifikant erhöhten Arsenwerten im Urin führt. Dazu reiche bereits eine halbe Tasse gekochter Reis am Tag, sagen die Wissenschaftler. Besonders für Schwangere sei dies ein Problem, weil bereits eine geringe Arsenbelastung für das Ungeborene gesundheitliche Folgen haben kann. Es ist bereits bekannt, dass die Reispflanze das Schwermetall aus dem Boden aufnehmen kann und im Reiskorn speichert, erklären die Wissenschaftler. Der Arsengehalt schwankt aber zwischen verschiedenen Reissorten und Anbaugebieten erheblich. Aus diesem Grund setzen sich die Wissenschaftler dafür ein, durch Grenzwerte die Verbraucher besser vor einer zu hohen Arsenbelastung zu schützen. Für Trinkwasser habe die Weltgesundheitsorganisation WHO bereits Grenzwerte von maximal zehn Mikrogramm Arsen pro Liter festgelegt. Für Reis existieren zumindest in den USA und in der EU solche Grenzwerte aber noch nicht. (Diane Gilbert-Diamond, Dartmouth Medical School, Hanover, et al.: Current Biology, doi:10.1073/pnas.1109127108 )

Der springende Cousin der Kakerlake
Eine kürzlich neu entdeckte Schabenart aus Südafrika hat sich als wahres Sprungtalent erwiesen: Saltoblatella montistabularis kann mit einem Satz fast das Fünfzigfache ihrer Körperlänge überwinden, berichten Biologen, die das etwa einen Zentimeter große Tier mithilfe von Hochgeschwindigkeitskameras untersucht haben. Die Startgeschwindigkeit beträgt demnach über zwei Meter pro Sekunde. Dafür spannen die Tiere ihre Beinmuskeln etwa eine Fünftelsekunde vor dem Sprung an, um dann die Energie schlagartig freizusetzen. Hüpfen und Springen macht den Biologen zufolge rund 71 Prozent der Fortbewegung dieser Schabenart aus. Sie ist die bisher einzige, von der Sprünge bekannt sind ? ihre 4.000 Arten umfassende Verwandtschaft wuselt nur direkt über den Untergrund hinweg. Ein Sprungtalent würde den Menschen bei den unbeliebtesten Vertretern, den Kakerlaken, vermutlich auch weniger begeistern. Saltoblatella hat es aber offenbar nicht auf unsere Küchen abgesehen, sondern lebt ausschließlich im südafrikanischen Buschland, zusammen mit vielen springenden Heuschreckenarten. Diese Konkurrenz könnte die Entwicklung ihrer Sprunkraft gefördert haben, vermuten die Forscher. (Mike Picker, Universität Kapstadt, et al.:
Royal Society Journal Biology Letters, doi:10.1098/rsbl.2011.1022)

Bevölkerung halbiert
Mit Krieg, Krankheiten, Hunger und Versklavung rafften die christlichen Eroberer die Menschen der Neuen Welt zu Millionen dahin ? das war bereits bekannt. Forscher haben nun allerdings Hinweise für das konkrete Ausmaß dieses Bevölkerungsschwundes gefunden: Die Eroberung Amerikas dezimierte die ursprüngliche Bevölkerung etwa um die Hälfte. Das geht aus Analysen hervor, bei denen die Wissenschaftler die genetische Vielfalt der indigenen Bevölkerung vor und nach Ankunft der Europäer verglichen haben. Die Wissenschaftler analysierten das mitochondriale Genom von 137 modernen amerikanischen Ureinwohnern und 63 mitochondriale Teilsequenzen aus fossilen Knochen. Der Vergleich belegte den drastischen Einschnitt bei der genetischen Vielfalt der Ureinwohner vor rund 500 Jahren. Ein solcher auch als ?Flaschenhals? bezeichneter genetischer Engpass tritt auf, wenn eine Population für einige Zeit stark dezimiert wurde, erklären die Forscher. Die Untersuchungen widersprechen auch Theorien, nach denen der Niedergang der Ureinwohner bereits vor Ankunft der Europäer begann, denn eine Klimaveränderung oder andere Prozesse ließen sich nicht mit den genetischen Daten in Einklang bringen. (Brendan O’Fallon, Universität Washington, und Lars Fehren-Schmitz, Universität Göttingen: PNAS, doi:10.1073/pnas.1112563108)

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