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Langes Leben im Weißen Haus

Erde|Umwelt

Langes Leben im Weißen Haus
Sie möchten ein möglichst hohes Alter erreichen? Kleiner Tipp: Werden Sie US-Präsident. Denn die werden fast immer älter als ihre Zeitgenossen, hat jetzt ein bekannter amerikanischer Altersforscher gezeigt ? und damit die vor ein paar Jahren aufgestellte Theorie entkräftet, in jedem Jahr im Amt würde der Präsident zwei Jahre altern.

Die These stammt von Michael Roizen, einem Gesundheitsexperten, der in den USA dank einer Reihe von Bestsellern und vieler medienwirksamer Auftritte eine Art Promi-Status genießt. Er hatte die Lebensumstände und verschiedene medizinische Daten der Präsidenten seit Theodore Roosevelt analysiert und festgestellt: Viele Präsidenten treten ihren Job mit erhobenem Haupt, glänzenden Augen und einem festen, energischen Gang an ? und verlassen ihn nach spätestens acht Jahren mit grauen Haaren, ausgeprägten Falten und einer gebeugten Körperhaltung. Roizens Schluss daher: Während sie im Amt sind, altern Präsidenten doppelt so schnell wie andere Menschen.

Auch Obama hat’s erwischt

Roizen wird bei den verschiedensten Anlässen immer wieder gerne zitiert ? erst kürzlich noch beim 50. Geburtstag von Präsident Barack Obama, dem der Gesundheitsguru aufgrund seines ergrauenden Haupthaares ebenfalls ein beschleunigtes Altern attestiert. Allerdings: So richtig belegen kann er seine gewagte These nicht, gibt der ebenfalls sehr bekannte und renommierte Altersforscher Jay Olshansky von der University of Illinois in Chicago zu bedenken ? schließlich gibt es kein Verfahren, mit dem sich die Alterungsgeschwindigkeit tatsächlich messen lässt.

Deswegen hat sich Olshansky der Frage jetzt über einen Umweg genähert: Wenn Präsidenten wirklich so viel schneller altern, so seine These, sollte sich das in ihrer Lebenserwartung widerspiegeln. Er suchte also in alten Berichten und Aufzeichnungen Informationen über die durchschnittliche Lebenserwartung in den Jahren heraus, in denen ein neuer Präsident sein Amt antrat, und verglich das erreichte Lebensalter der Staatsmänner mit diesen Werten. Zusätzlich machte er sich noch die Mühe, zu berechnen, wie lange die Präsidenten durchschnittlich gelebt hätten, wenn sie in jedem Jahr ihrer Amtszeit um zwei Jahre gealtert wären.

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Nicht weniger, sondern mehr

Sein Ergebnis: 23 der 34 Präsidenten, die eines natürlichen Todes starben, lebten nicht nur deutlich länger, als bei einem beschleunigten Altern zu erwarten gewesen wäre, sondern sogar länger als der Durchschnitt der Bevölkerung zu ihrer jeweiligen Regierungszeit. Falls sie also tatsächlich schneller alt werden, hat das keinen Einfluss auf ihre Lebenserwartung, schließt der Wissenschaftler, und bemerkt noch: „Das Ergrauen der Haare und das Knittern der Haut, das man bei Präsidenten sieht, während sie im Amt sind, sind normale Bestandteile menschlichen Alterns; sie treten bei allen Männern während dieser Lebensphase auf.“

Für die längere Lebenserwartung trotz Stress und großer psychischer Belastung hat Olshansky übrigens eine einleuchtende Erklärung: Zum einen traten die Präsidenten im Schnitt ihr Amt mit etwas über 55 Jahren an ? sie hatten also bereits die besonders kritischen frühen Jahre überlebt. Zum anderen waren praktisch alle Präsidenten sehr gebildet, relativ wohlhabend und hatten Zugang zur besten medizinischen Versorgung ihrer Zeit. Diese Faktoren beeinflussen die Lebenserwartung auch heute noch extrem stark, und ihr Effekt in früheren Jahrhunderten war vermutlich sogar noch größer. Alles in allem sei es also nicht ausgeschlossen, dass Präsidenten tatsächlich schneller graue Haare und Falten bekommen als andere Männer in ihrem Alter ? ihre Lebensspanne wird dadurch aber auf jeden Fall nicht verkürzt.

S. Jay Olshansky (University of Illinois, Chicago): JAMA, Bd. 6, S. 2328 © wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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