Koffein ist dabei besonders vielversprechend, weil es nahezu überall konsumiert wird, nicht nur im Kaffee, sondern auch in Form von Tee, kakaohaltigen Produkten und einer Reihe von Medikamenten. Etwa drei Prozent der aufgenommenen Menge werden mit dem Urin ausgeschieden, und es bleibt zwei bis drei Monate in der Umwelt stabil.
Tatsächlich fanden die Wissenschaftler in nahezu allen Proben unterschiedlich große Mengen von Koffein und coliformen Keimen ? ein klarer Hinweis darauf, dass Abwasserprobleme zumindest in der untersuchten städtischen Umgebung sehr häufig sind. Zudem ergab sich ein relativ klarer Zusammenhang zwischen der Menge an Darmbakterien und dem Koffeingehalt. Allerdings nicht überall: Zwar waren alle Proben, die viel Koffein enthielten ? über 400 Nanogramm pro Liter ? auch stark mit Keimen belastet. Es gab aber auch Proben mit vielen Keimen, in denen nur geringe Koffeinkonzentrationen vorlagen. Im Prinzip sei auch genau dieses Ergebnis zu erwarten gewesen, kommentiert das Team, schließlich habe man die Proben an ganz unterschiedlichen Stellen entnommen und vermutlich auch Gegenden erwischt, wo es nur wenig Abwasser, dafür aber viele Tierexkremente gibt. Das Carbamazepin scheint sich dagegen nicht sehr gut für die Suche nach Kontaminationsquellen zu eignen, vermutlich, weil es sehr viel weniger flächendeckend eingesetzt werde.
Das System sei zwar noch nicht narrensicher, aber ein erster Hinweis auf ein Problem mit dem Abwassersystem lasse sich aus der Koffeinmessung auf jeden Fall ableiten, resümieren die Wissenschaftler: Immer, wenn die Koffeinkonzentration im Wasser größer sei als die, die man erhält, wenn man 10 Tassen Kaffee in ein Schwimmbecken mit Olympia-Maßen schüttet, könne man von einer starken Keimbelastung ausgehen, die dazu noch mit fast absoluter Sicherheit aus menschlichen Fäkalien stamme.