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Auslese: Weitere Highlights der Woche im Kurzüberblick

Erde|Umwelt

Auslese: Weitere Highlights der Woche im Kurzüberblick
Versteinerte Pracht fliegender Juwelen

47 Millionen Jahren alt und sie schimmern immer noch: Forscher haben Schmetterlingsfossilien in Südhessen gefunden, bei deren Versteinerung sich die reflektierenden Eigenschaften und Farben der Flügel erhalten haben. Die zehn Schmetterlinge seien zwar teilweise stark zerfallen, aber alle zeigten metallisch glitzernde Schuppen auf den Flügeln, sagt Sonja Wedmann vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt. Heute schillern die fossilen Flügel gelb-orange-grün, zu den Lebzeiten der Insekten war es dagegen ein gelb-grüner Farbeffekt, ergaben die Untersuchungen des Forscherteams. Die Farben von Schmetterlingen entstehen den Forschern zufolge in der Regel durch sogenannte Strukturfarben und nicht durch Pigmente. Dabei werde das Licht an den sehr feinen Schuppen gebrochen, und so kommen bestimmte Spektralfarben zum Vorschein. Vermutlich seien die fossilen Schmetterlinge mit den etwa zwei Zentimeter großen Vertretern der sogenannten Widderchen verwandt. Diese Schmetterlingsfamilie umfasst heutzutage weltweit etwa 1.000 Arten. In der Ölschiefergrube Messel bei Darmstadt fanden Forscher bisher insgesamt rund 15.000 versteinerte Insekten. Schmetterlingsfossilien sind dabei die große Ausnahme, denn wegen ihres geringen Gewichts und der wasserabweisenden Flügel gelangten die filigranen Insekten nur selten unter Wasser, um in Sedimenten versteinert zu werden. (Sonja Wedmann, Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt, et al.: PLoS Biology, doi: 10.1371/journal.pbio.1001200)

Typisch deutsche Europäer

Für Deutsche sieht der typische Europäer aus wie ein Deutscher, für Portugiesen dagegen wie ein Portugiese. Das ergab eine Studie Europäischer Forscher, die Deutsche und Portugiesen mittels Bildserien von Gesichtern entscheiden ließen, welches am ehesten typisch europäisch aussieht. Die Bilder waren am Computer aus Gesichtern von Kölnern beziehungsweise Personen aus Lissabon zu unterschiedlichen Anteilen ?gemorpht? worden, so dass jeweils Mischgesichter mit mehr oder weniger deutschen oder portugiesischen Zügen entstanden. Ergebnis: Deutsche fanden die Bilder mit mehr Kölner Anteilen eher europäisch, die Portugiesen umgekehrt. Neben dem Experiment mit den Bildern sollten die Versuchspersonen ebenfalls einstufen, ob sie Portugiesen oder Deutsche als eher typisch europäisch empfinden. Es offenbarte sich dabei eine gewisse Hochnäsigkeit der Deutschen: Sie betrachten die Portugiesen als weniger typisch europäisch ? eine Sichtweise, die die Portugiesen auf die Deutschen nicht haben. Die Forscher erklären den Hintergrund der Ergebnisse so: Menschen gehen davon aus, dass das typische Mitglied einer Gruppe, der sie angehören, so wie sie selbst aussieht. Seiner eigenen Gruppe positive Eigenschaften zuzuschreiben, ist darüber hinaus eine typische Eigenschaft des Menschen, die sich in vielen persönlichen Einstellungen widerspiegelt. (Roland Imhoff, Universität Bonn, et al.: Psychological Science, doi: 10.1177/0956797611419675 )

Magnetfelder – die Geburtshelfer der Sterne

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Deutschen Astronomen zufolge tragen ausgedehnte galaktische Magnetfelder dazu bei, dass sich die Materie in einer Galaxie zu neuen Fixsternen zusammenballen kann. Die Kraftfelder galten schon länger als mögliche Einflussgrößen, die Galaxien dazu bewegen, Wolken zu bilden, aus denen dann schließlich Sterne entstehen. Bislang war jedoch unklar, ob die Magnetfelder genug Kraft besitzen, um dem Kosmos tatsächlich Ordnung zu verleihen, oder ob eher die Schwerkraft und die Dynamik der Galaxien dominieren. Für diesbezügliche Beobachtungen eignete sich eine unserer Nachbargalaxien besonders gut: Der sogenannte Dreiecksnebel ist nämlich fast genau von oben von der Erde aus zu sehen. Mithilfe eines Radioteleskops konnten die Forscher so Informationen über die Magnetfeldrichtung dieser Galaxie gewinnen. Es zeigte sich, dass in den größten Materiewolken der drei Millionen Lichtjahre entfernten Spiralgalaxie geordnete Magnetfelder verlaufen, die direkt den Spiralarmen folgen. Die Astronomen vergleichen diese Ordnung mit der, die ein Magnet in einen Haufen Eisenspäne auf einer Tischplatte bringt. (Thomas Henning und Hua-bai Li vom Max-Planck-Institut für Astronomie: Nature, doi: 10.1038/nature10551)

Gehen beruht auf altbewährten Programmen

Die nervlichen Schaltkreise, die uns zum Gehen befähigen, teilt der Mensch sowohl mit vierbeinigen Säugetieren als auch mit zweibeinigen Vögeln. Das berichten Neurowissenschaftler, die das Bewegungssystem von Menschen und Tieren verglichen haben. Ihnen zufolge stammt der gemeinsame neuronalen Ablauf von einem Vorgänger der Säugetiere und Vögel, der vor mindestens 150 Millionen Jahren gelebt hat. Die Entwicklung des aufrechten Gangs war dann zwar eine Besonderheit der menschlichen Evolution, die Natur hat dabei aber vorhandenes Design nur leicht angepasst, sagen die Forscher. Sie haben für die Studie die elektrische Erregung von 20 beim Gehvorgang beteiligten Muskeln untersucht. Der Bewegungsablauf sei dabei erstaunlich ähnlich, egal ob es sich um Menschen, die ebenfalls zweibeinigen Vögel oder vierbeinige Ratten, Katzen oder Affen handelt. Die Kommandozentrale der Bewegung befindet sich den Forschern zufolge im Gehirnstamm, und das Rückenmark generiert dann die einzelnen Impulse für die Bewegungsabläufe. (Nadia Dominici, Universität Rom, et al.: Science, doi: 10.1126/science.121061,)

Lemminge lassen die Arktis ergrünen

Satellitenbilder dokumentieren, dass in der Arktis mehr und mehr Gras wächst, was Experten bisher als ein beunruhigendes Zeichen der Klimaerwärmung ansahen. Nun präsentieren US-Forscher allerdings einen weiteren, eher unerwarteten Faktor für das Ergrünen: die Lemminge, deren Bestände ebenfalls zugenommen haben. Eigentlich müssten die Pflanzenfresser das Gras in Schach halten, könnte man meinen, doch überall dort, wo sie vorkommen, wächst besonders viel Gras, zeigten die Analysen der Forscher. Sie erklären das Phänomen mit dem Düngeeffekt der Geschäftchen der hamsterähnlichen Nager. Im Endeffekt verursachen sie damit in der Arktis eine Verstärkung der Zeichen der Klimaerwärmung. „Wir müssen uns deshalb davor hüten, das Ergrünen der Arktis allein der Erderwärmung zuzuschreiben“, betont Forschungsleiter David Johnson. Der zunehmende Pflanzenwuchs selbst könne sich dagegen durchaus positiv auf das Klima auswirken, da dadurch mehr Kohlendioxid absorbiert werde, sagt der Biologe. Die Forscher wollen diese Entwicklung nun weiter beobachten. (David Johnson, University of Texas, et al.: Environmental Research Letters, doi:10.1088/1748-9326/6/4/045507)

wissenschaft.de – Martin Vieweg
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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

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achro|ma|tisch  〈[–kro–] Adj.; Opt.〉 auf Achromatismus beruhend

Mee|res|säu|ge|tier  〈n. 11; Biol.〉 im Meer lebendes Säugetier; Ggs Landsäugetier … mehr

Sach|sen|spie|gel  〈[–ks–] m. 5; unz.〉 berühmtes Rechtsbuch des MA, um 1220 von dem sächs. Ritter Eike von Repkow verfasst

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