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Auslese: Weitere Highlights der Woche im Kurzüberblick

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Auslese: Weitere Highlights der Woche im Kurzüberblick
Faszinierende Vogelintelligenz: Der Eichelhäher
Vorausschauendes Denken ist eine der Schlüsselfähigkeiten des Menschen ? aber offenbar auch des Eichelhähers: Einer Verhaltensstudie zufolge sind diese Rabenvögel ebenfalls mit planender Vernunft ausgestattet. Die Forscher setzten den Tieren bei ihren Versuchen entweder Rosinen oder Erdnüsse vor. Das beeinflusste die Vorliebe der Vögel bei der gleich nachfolgenden Mahlzeit: Hatten sie soeben Rosinen bekommen, bevorzugten sie zur Abwechslung nun bei freier Auswahl Erdnüsse – und umgekehrt. Das Fütterungskonzept übertrugen die Forscher nun auf Tagesrhythmen: An einem Tag gab es nur Erdnüsse, am nächsten Erdnüsse und Rosinen, dann nur Rosinen, danach wieder beides und dann begann der Zyklus von neuem. Die Tiere bekamen dazu eine Vorratsbox, die sie mit Nahrung füllen durften. Nun zeigte sich das Planungstalent der Vögel: Sie hatten die Speisenfolge begriffen und passten ihr Sammelverhalten an: Wenn die Eichelhäher die Möglichkeit hatten, ihre Vorratsbox zu füllen, wählten sie nicht jenes Futter, das sie aktuell am liebsten fraßen, sondern jenes, das sie am nächsten Tag nicht bekommen würden. Sie widerstanden bei ihrer Vorratssammlung also dem aktuellen Rosinen-Hunger, weil sie wussten, dass es morgen ohnehin Rosinen im Überfluss geben würde und packten stattdessen Erdnüsse ein. Daraus schließen die Biologen, dass auch Eichelhäher mit einer gewissen planenden Vernunft ausgestattet sind, wenn es ums Fressen geht. (Lucy Cheke und Nicola Clayton von der University of Cambridge: biology letters, doi: 10.1098/rsbl.2011.0909)

Gewaltiger Knacks in antarktischem Gletscher
Wissenschaftler der US-Raumfahrtbehörde NASA haben einen riesigen Riss in einem antarktischen Gletscher ausgemacht, der darauf schließen lässt, dass der Eisgigant bald kalbt: Vermutlich wird in den nächsten Monaten ein Eisberg von 900 Quadratkilometer Fläche abbrechen ? das entspricht etwas mehr als der Fläche Berlins. Der Mitteilung zufolge hat am 14. Oktober ein Flugzeug den Riss entdeckt, das gerade Vermessungsdaten über den Pine-Island-Gletscher sammelte. Die Spalte ist fast 30 Kilometer lang, durchschnittlich 80 Meter breit und wächst um fast zwei Meter pro Tag. Einen direkten Zusammenhang zum Klimawandel sehen die Forscher in dem bevorstehenden Ereignis nicht, denn ähnliche Vorgänge würden sich rund alle zehn Jahre wiederholen. Daten aus den vergangenen Jahren zeigen allerdings, dass der Gletscher seit 2006 zunehmend Eis verliert: 2005 seien es sieben Gigatonnen gewesen, 2010 dagegen 46 Gigatonnen. Der Pine-Island-Gletscher befindet sich im Westen der Antarktis. Der Eisstrom transportiert jedes Jahr durchschnittlich 69 Kubikkilometer gefrorene Fracht vom Westantarktischen Eisschild aus ins Meer. ( Mitteilung der NASA)

Den Strategien der Masernviren auf der Spur
Wissenschaftler sind einem Erreger auf die Schliche gekommen, der rund 120.000 Menschen jährlich das Leben kostet: Dem Masernvirus. Klar war bisher nur, dass die Viren über die Lymphknoten in die Organe wandern, wo sie sich vermehren. Ein Rätsel war dagegen, wie die Masernviren in die Atemwege gelangen, um über den Husten ihre Reise zum nächsten Opfer zu starten. Das macht die Erkrankung so hoch ansteckend. Forscher haben nun herausgefunden, dass ein spezielles sogenanntes Transmembranprotein den Masernviren ihren Weg zurück in die Luftröhre ermöglicht. Von dieser strategisch günstigen Lage aus werden die Erreger dann beim typischen Masern-Husten mit winzigen Partikel in die Umgebung geschleudert und anschließend von den Mitmenschen aufgenommen. „Verblüffend, dass bisher nicht im Detail bekannt war, wie das Virus im Körper agiert“, betonen die Forscher. Die neuen Erkenntnisse könnten neben der Bekämpfung der Infektion auch einen spannenden Nebeneffekt haben: Forscher versuchen derzeit Masernviren für Krebstherapien einzusetzen. In Studien wurde gezeigt, dass die Partikel Tumore schrumpfen lassen können. Wenn es gelingt, Masernviren gezielt Krebszellen befallen zu lassen, lösen sie deren Zelltod aus. Die aktuellen Ergebnisse könnten bei diesen Forschungsansätzen von großem Nutzen sein, sagen die Wissenschaftler. (Michael Mühlebach, Paul-Ehrlich-Institut, et al.: Nature, doi: 10.1038/nature10639)

Königliches Gebrüll untersucht
Forscher haben herausgefunden, was hinter der legendären Stimme der Großkatzen steckt: Entscheidend ist offenbar die spezielle Form des Stimmapparats. Die Stimmfalten von Löwe und Tiger sind im Gegensatz zu den meisten anderen Tierarten nicht drei- sondern viereckig, so das Ergebnis der Analysen. Sie seien außerdem besonders widerstandsfähig gegenüber Dehnungs- und Scherkräften. Bisher nahm man an, das durchdringende Katzengebrüll entstünde durch Fett, das in den Stimmfalten eingelagertes ist. Dieses Fett habe aber nur Schutzfunktion, sagen nun die Biologen. Beim Produkt des Stimmapparats haben die Forscher auch noch einmal genau hingehört und sagen: Das Gebrüll von Löwe und Tiger sei eigentlich so etwas wie Babygeschrei, nur die Lautstärke und Tonlage sei anders. Wenn Babys schreien, entstehen raue Töne mit unregelmäßigen Schwingungen. Das Gleiche trifft den Forschern zufolge auf das Gebrüll der Großkatzen zu und sogar der Zweck sei ähnlich – Erregung von Aufmerksamkeit, allerdings mit gegenteiliger Botschaft: Babys schreien, damit jemand kommt und sich um sie kümmert, der Löwe sagt dagegen: ?Hau ab – das ist mein Territorium.? (Sarah Klemuk, University of Iowa, et al. : PLoS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0027029)

Luftverschmutzung verstärkt tropische Wirbelstürme
Auswertungen von US-Forschern zeigen, dass die Stürme im nördlichen Indischen Ozean seit 1979 stärker toben. Sie führen diesen Effekt auf die Zunahme der Luftverschmutzung zurück: Seit 1930 habe sich der Ausstoß von Aerosolen wie Rußpartikeln in der Region versechsfacht. Das verändere die Klimabedingungen und begünstige die Stürme vor dem Monsun. Obwohl die Wassertemperatur im Arabischen Meer das ganze Jahr über hoch genug ist, um Wirbelstürme entstehen zu lassen, treten diese nur vor oder nach dem Monsun auf. Während dieser Regenzeit verhindern starke vertikale Scherwinde die Bildung der Zyklone, sagen die Forscher. Doch dieser Effekt schwinde durch die Luftverschmutzung: Eine etwa drei Kilometer dicke Dreckwolke hängt stets über dem Nordindischen Ozean und dem Indischen Subkontinent. Diese sogenannte „South Asian atmospheric brown cloud“ reduziere die Sonneneinstrahlung und verändere dadurch die Oberflächentemperatur des Wassers, was wiederum die vertikalen Scherwinde abstoppt, erklären die Forscher. Dadurch dauert die Wirbelsturm-Saison länger, da die Bedingungen für die Entstehung und Intensivierung von Zyklonen günstiger werden. (Amato Evan, University of Virginia, et al.: Nature, doi: 10.1038/nature10552)

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wissenschaft.de – Martin Vieweg
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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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BCD–Code  〈[–ko:d] m. 6; Abk. für engl.〉 Binary Coded Decimals Code (binär kodierter Dezimalzahlencode), ein in der EDV verwendeter 4–Bit–Code mit der Stellenfolge 8–4–2–1

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