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Steinzeitliche Intimitäten

Geschichte|Archäologie

Steinzeitliche Intimitäten
Schwedische Forscher sind dem genetischen Erbe des sogenannten Denisova-Menschen im Stammbaum der heutigen Weltbevölkerung genauer auf die Spur gekommen: Ihre Ergebnisse lassen vermuten, dass die Vorfahren der heutigen Asiaten sich bei ihrer Ausbreitung nach Osten wiederholt mit diesem Verwandten des Neandertalers gemischt haben. Das schließen die Wissenschaftler aus der geografischen Verteilung der genetischen Spuren der Denisovas, deren Genom 2010 rekonstruiert werden konnte. Heutige Südostasiaten besitzen demnach mehr Denisova-Erbe als die übrigen Asiaten, zeigten die Gen-Analysen von Pontus Skoglund und Mattias Jakobsson von der Universität in Uppsala. Bei Europäern finden sich dagegen nur Hinweise auf prähistorische Techtelmechtel mit den Neandertalern Der neue Befund fügt sich gut in die derzeitigen Vorstellungen von der Entwicklungsgeschichte des modernen Menschen ein: Es kam offenbar erst nach der Auswanderung aus Afrika zu Rendezvous mit den Ur-Menschen, die bereits in Europa und Asien lebten. Ihre gemeinsamen Nachkommen verbreiteten sich dann weiter über die Erde.

Die Vorfahren des Neandertalers und seines nahen Verwandten, des Denisova-Menschen, kamen nach derzeitigem Stand des Wissens bereits vor 800.000 bis 400.000 Jahren aus Afrika in den Nahen Osten, Europa und nach West-Asien. Hier entwickelten sie sich zu eigenständigen Menschenformen, die schätzungsweise bis vor etwa 30.000 Jahren existierten. Die Denisova-Menschen besiedelten vermutlich Teile Asiens ? sie sind nach einer Höhle in Sibirien benannt, die den bisher einzigen Fundort dieses Urmenschen repräsentiert. Während Neandertaler in Europa und Denisovas in Asien lebten, verließ unterdessen der frühe moderne Mensch seinen Heimatkontinent Afrika vor etwa 80.000 bis 50.000 Jahren und wanderte in die Lebensräume seiner urtümlicheren Verwandten ein.

Aus dieser zeitlichen Überschneidung ergibt sich für die Wissenschaft eine spannende Frage: Haben sich die Menschenformen vermischt? In den letzten Jahren konnte dies mit einem klaren „Ja“ beantwortet werden, denn es ist Wissenschaftlern gelungen, das Erbguts des Neandertalers und auch des Denisova-Menschen aus DNA-Resten fossiler Knochen zu rekonstruieren. Vergleiche zeigten anschließend, dass eine Vermischungen dieser Menschenformen mit dem modernen Menschen tatsächlich stattgefunden haben muss. Manche Menschen tragen demnach bis zu vier Prozent Neandertaler-Erbgut beziehungsweise bis zu sechs Prozent aus dem Erbe des Denisova-Menschen in ihrem Genom.

Skoglund und Jakobsson haben für ihre Studie nun das Erbgut von 1.500 Menschen aus allen Teilen der Erde gezielt auf Spuren der Denisova-Menschen untersucht. Sie konnten auf diese Weise ein geografisches Muster der Verteilung bestimmter genetischer Denisova-Merkmale erstellen. Dabei zeigte sich, dass bei Bevölkerungsgruppen Südostasiens mehr und andere Erbmerkmale die Signatur des Urmenschen aufweisen als bei den Menschen Zentralasiens. ?Das lässt vermuten, dass die Kreuzung zwischen den Menschenformen kein Einzelfall war, sondern die Hybridisierungen mehrmals an verschiedenen Orten stattgefunden haben?, sagt Mattias Jakobsson.

Pontus Skoglund und Mattias Jakobsson von der Universität in Uppsala: PNAS, doi: 10.1073/pnas.1108181108 wissenschaft.de – Martin Vieweg
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