Um herauszufinden, welche Alternative herkömmliche Darmkeime ? E. coli-Bakterien ? bevorzugen, entwickelte das Team eine aufwendige Computersimulation. Die Basis dafür waren die Daten aus zwei früheren Studien, eine aus dem Jahr 2005 und eine vom vergangenen Jahr, die eigentlich zu zwei unterschiedlichen Schlüssen gekommen waren: Bei der früheren deutete alles darauf hin, dass Bakterien tatsächlich altern, während die andere genau diese Möglichkeit auszuschließen schien. Die neue Analyse der Daten zeigte jetzt: Beide Interpretationen sind richtig, denn ein Teil der Mikroben altert ? und der andere nicht. Es muss also tatsächlich eine Asymmetrie während der Teilung entstehen, schließt das Team.
Das ließ sich sogar beobachten, entdeckten die Kalifornier: Sie filmten E. coli-Gemeinschaften über viele Hundert Generationen beim Teilen und konnten sehen, dass einige der würstchenförmigen Mikroben nach der Teilung schneller wuchsen als andere. Für die Forscher ist das ein klarer Hinweis auf die asymmetrische Teilungsvariante, bei der eine Tochterzelle nur die guten Proteine bekommt und die andere nur die schlechten.
Diese Strategie erscheint zwar auf den ersten Blick weniger sinnvoll als die Alternative. Als die Forscher jedoch weitere Simulationen auf dem Computer laufen ließen, kristallisierte sich heraus: Aus Sicht der Evolution ist die asymmetrische Teilung der symmetrischen immer überlegen. Man könne sich das am Beispiel von Investitionen klarmachen, sagt Chao: Wenn man eine Million Dollar zu einem Zinssatz von acht Prozent investiert, wird man im ersten Jahr genauso viel Rendite erhalten wie wenn man 500.000 Dollar mit sechs und 500.000 Dollar mit zehn Prozent anlegt. Ab dem zweiten Jahr beginnt sich jedoch ein Unterschied abzuzeichnen ? die geteilte Summe wirft dann bereits mehr ab, und dieser Zusatzgewinn wird mit der Zeit immer größer. Genau das machen auch die Bakterien, erläutert er. Wie genau sie dabei vorgehen, welches Transportsystem sie beispielsweise für die ungleiche Verteilung der Ressourcen nutzen, wollen die Forscher als nächstes untersuchen.