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Hüpfburg für Felsbrocken

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Hüpfburg für Felsbrocken
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Erdbeben schmirgelten die Seiten dieses Felsens glatt. (c) Jay Quade
Regen, Wind und Frost gelten gewöhnlich als wichtigste Kräfte der Erosion. Doch auch Erdbeben nagen an Gestein auf der Erdoberfläche ? wenn auch unvorstellbar langsam: Seismische Stöße können tonnenschwere Felsbrocken durchschütteln wie Sandkörner, die auf einer Lautsprechermembran umherhüpfen, berichtete der US-Geologe Jay Quade am Dienstag auf einer Tagung der „Geological Society of America“ in Minneapolis. Im Laufe von Jahrmillionen reiben sich die Felsen dabei gegenseitig glatt, so die Theorie von Quade und seinen Kollegen.

Die Forscher kamen dem seltsamen Phänomen durch Zufall auf die Spur: Bei einem Halt auf einer von Felsen bedeckten Hochebene in der südamerikanischen Atacama-Wüste fielen Quade die ungewöhnlich glatten Steinoberflächen auf. Vor allem an den Seiten wirkten die Findlinge wie poliert. Da es in der Wüste so gut wie nie regnet, vermutete er gleich, dass es einen Zusammenhang mit Erdbeben geben könnte. Bei einem zweiten Besuch in der Wüste konnten die Forscher die seismische Erosion in Aktion beobachten: Quade stand gerade auf einem der Felsen, als sich ein Erdbeben der Magnitude 5,3 ereignete.

?Es war ein sagenhaftes Geräusch, wie das Klappern von Tausenden von Hämmern?, erinnert sich Quade. Der Felsbrocken, auf dem er stand, begann sich zu drehen wie ein Kreisel und stieß dabei mit benachbarten Brocken zusammen ? genau wie die zahllosen anderen Felsen auf der Ebene. Das Geräusch mahlender Felsen war unüberhörbar und dauerte etwa eine Minute an. ?Das Erdbeben hat uns gezeigt, wie es funktioniert?, sagt der Forscher.

Er und seine Kollegen fanden heraus, dass die Steine seit ein bis zwei Millionen Jahren auf der Ebene liegen. In der seismisch sehr aktiven Atacama-Wüste ereignet sich durchschnittlich viermal im Jahr ein Erdbeben. Daraus errechneten Quade und sein Team, dass die Felsen jeweils insgesamt etwa 50.000 bis 100.000 Stunden lang durchgeschüttelt und dabei abgeschmirgelt wurden.

Sie vermuten außerdem, dass Erdbeben die Felsen überhaupt erst aus den umliegenden Bergen in die Ebene befördert haben. ?Ich hatte mich schon jahrelang gefragt, wie diese schweren Felsen dorthin transportiert worden sind. Wie erodiert man eine Landschaft, in der es keinen Regen gibt??, fragt Quade. Er vermutet nun, dass es ähnliche Ansammlungen von polierten Findlingen auch auf anderen Planeten geben könnte, zum Beispiel auf dem Wüstenplaneten Mars. Die Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass der Mars noch seismisch aktiv ist ? wofür es wenig Anzeichen gibt.

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Jay Quade (University of Arizona), et al.: Beitrag auf dem Jahrestreffen der Geological Society of America (Abstractband 43, Nr. 5, S. 385) wissenschaft.de – Ute Kehse
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