Aus den Scans entstanden dann dreidimensionale virtuelle Modelle, aus denen die Wissenschaftler anschließend digitale Körperquerschnitte erzeugten. Als Basis diente ihnen das Verhältnis von Knochen und Weichteilen, wie es bei heute lebenden Krokodilen und Vögeln zu finden ist ? zwei Tiergruppen, die als Nachfahren der Dinosaurier gelten. Als nächstes statteten die Paläontologen ihre Modelle mit einer digitalen Haut aus, berechneten dann das Körpervolumen und zogen die Hohlräume ? Mundhöhle, Lungen und ähnliches ? ab. Aus dem bleibenden Volumen ließ sich schließlich die Körpermasse bestimmen.
Doch damit war die Arbeit noch nicht getan: Für jedes der vermessenen Tiere simulierten die Wissenschaftler für die unterschiedlichen Körperpartien ? Kopf, Torso, Hals, Beine, Schwanz et cetera ? jeweils drei verschiedene Varianten, die sich durch die Menge an Muskel- und Fettgewebe unterschieden. Es gab also sozusagen eine magere, eine normalgewichtige und eine schwere Version. Anschließend kombinierten die Forscher die verschiedenen Körperteile wild miteinander und berechneten, welches Gesamtkörpergewicht sich jeweils ergab. Auf diese Weise, erläutert Co-Autorin Vivian Allen, ebenfalls vom Royal Veterinary College, seien zwar extreme Formen entstanden, man habe aber insgesamt ein großes Spektrum von Varianten erhalten, wie sie auch in der Natur vorkommen ? schließlich sei der Körperbau individueller Tiere ja nicht gleich.
Selbst die Minimalwerte, die die Wissenschaftler bereits für relativ plausibel halten, variierten im Schnitt von knapp 6 Tonnen bei den kleineren Exemplaren bis hin zu 9,5 Tonnen für Sue, was deutlich über den bisher geschätzten maximal 6,8 Tonnen lag. Jane, der kleinste T. rex, scheint dagegen mit einem Mindestgewicht von 639 Kilogramm eher leichter gewesen zu sein als gedacht. Das lege wiederum nahe, dass die Dinosaurier fast doppelt so schnell gewachsen sind wie angenommen: Während ihrer „Teenie“-Zeit müssten sie folglich pro Jahr unglaubliche 1.790 Kilogramm zugelegt haben, errechneten die Forscher. Allerdings zahlten sie dafür auch einen Preis: Da sie augenscheinlich nicht überall gleichmäßig, sondern vor allem im Brust und Halsbereich an Gewicht zulegten, verschob sich ihr Schwerpunkt in Richtung Kopf. Das erschwerte es den Hinterbeinen jedoch, das gesamte Körpergewicht zu tragen, so dass die Beweglichkeit und auch die beim Laufen erzielte Geschwindigkeit vermutlich mit zunehmendem Alter abnahmen.
Die Diskrepanz zwischen den neuen und den alten Zahlen, erläutert das Team, sei vermutlich auf die verbesserte Methodik zurückzuführen: Bislang seien Körpergewichtsberechnungen meist auf Basis von verkleinerten Modellen erfolgt, die anschließend hochgerechnet wurden. Dabei seien jedoch bereits kleine Fehler problematisch, weil sie sich bei der Vergrößerung potenzieren. Trotzdem halten die Forscher auch ihre neuen Werte nicht für das Maß aller Dinge: Wie schwer die Dinosaurier tatsächlich waren, lasse sich wohl nicht wirklich klären, räumen sie ein. Es sei lediglich möglich, die bestehenden Modelle ständig zu optimieren.