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Die Milch macht's ? auch bei Tauben

Erde|Umwelt

Die Milch macht's ? auch bei Tauben
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Taube mit Küken. Credit: Dr. Tamsyn Crowley
Es ist eine Kuriosität der Natur: Nicht nur Säugetiere haben Milch entwickelt ? etwas Ähnliches gibt es auch bei Tauben, Flamingos und Kaiserpinguinen: Sie produzieren in ihrem Kropf eine milchartige Substanz, mit der sie ihre Küken ernähren. Die Inhaltsstoffe der Kropfmilch von Tauben haben nun australische Forscher genauer unter die Lupe genommen. Das Sekret besitzt demnach neben den bekannten Fetten und Eiweißen auch mehrere immunisierende Stoffe und gesundheitsfördernde Antioxidantien. Damit schützen die Eltern-Tauben nicht nur ihren Nachwuchs, sondern auch sich selbst, sagen die Forscher um Meagan Gillespie von der australischen Forschungsakademie Csiro in Geelong.

Kropfmilch sei ein interessantes Beispiel für die Evolution eines Systems in zwei verschiedenen Tiergruppen. „Denn sie erfüllt eine ähnlichen Funktion wie die Milch der Säugetiere?, sagt Meagan Gillespie. Die nahrhafte Substanz wird allerdings auf andere Weise produziert. Frühere Studien haben bereits die grundlegenden Mechanismen dieses Konzepts aufgedeckt: Bei Tauben beginnen beide Elternteile wenige Tage vor dem Schlüpfen der Jungen mit der Milchproduktion. Die Taubenmilch bildet sich dabei an flüssigkeitsgefüllten Auskleidungszellen im Kropf. Nach dem Schlüpfen saugen sie die Jungen dann aktiv aus dem Schlund der Eltern. Ähnlich wie die Milch der Säugetiere enthält Taubenmilch Fett, Eiweiß, Vitamine und Mineralien ? alles, was ein Küken braucht. Mit dieser Kraftnahrung vollzieht sich die Entwicklung der Winzlinge rasend schnell: In den ersten Tagen ihres Lebens verdoppelt sich ihr Gewicht täglich. Nach etwa fünf Tagen öffnen sie die Augen, bereits nach drei Wochen ist dann das Gefieder voll entwickelt und schon nach etwa vier Wochen folgen die ersten Flugversuche.

Um genauere Informationen über die Zusammensetzung dieser faszinierenden Babynahrung zu gewinnen, haben die Forscher um Meagan Gillespie nun die Muster der Genaktivität, das Vorkommen bestimmter Eiweiße und die Strukturen von Geweben von milchgebenden Tauben genau analysiert. Der Vergleich mit Tauben, die keine Milch gaben zeigte, dass bei den „stillenden“ Vögeln Erbanlagen aktiviert waren, die ein Rolle beim Zellwachstums, dem Immunsystems und für die Produktion von Antioxidantien spielen. Die Substanzen, an deren Herstellung diese Gene beteiligt sind, könnten sowohl dem Küken über die Milch zu Gute kommen, als auch den Kropf der Eltern vor Infektionen schützen, meint Biologin Gillespie. Insgesamt unterschieden sich „stillende“ und kükenlose Tauben in der Aktivität von 1.181 Erbanlagen. Zudem zeigte das Kropfgewebe deutlich strukturelle Anpassungen an die Milch-gebende Funktion. Weitere genetische Untersuchungen machten die Komplexität der Milchproduktion deutlich: Bestimmte Fette für die Milchproduktion werden in der Taubenleber produziert, in den Kropf verlagert und dann von den Milch-Zellen abgegeben. Auch in Zukunft will sich Meagan Gillespie ihrem kuriosen Forschungsobjekt nun weiter widmen und noch weitere Geheimnisse um das „Stillen“ der Tauben lüften.

„Histological and global gene expression analysis of the ‚lactating‘ pigeon crop“ (in press), Meagan Gillespie von der australischen Forschungsakademie Csiro in Geelong et al.: BMC Genomics wissenschaft.de – Martin Vieweg
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