Hammer und seine Kollegen mussten einen anderen Weg gehen, um nach archaischen Erbinformationen zu suchen. ?Es gibt keine fossile DNA aus Afrika, die wir mit unserer Erbsubstanz vergleichen könnten?, sagt Hammer. ?Die Neandertaler lebten in kühlen Gegenden, aber in einem tropischen Klima kann die DNA nicht so lange überleben.? Die Forscher führten daher eine statistische Analyse durch, um verdächtige Abschnitte zu identifizieren. Sie untersuchten das Erbgut von 500 Afrikanern aus Ländern südlich der Sahara. Dabei konzentrierten sie sich auf Volksstämme, die heute noch einer traditionellen Lebensweise als Jäger und Sammler nachgehen, darunter auch einige Pygmäen-Völker.
Das Team entdeckte mehrere archaische Gen-Abschnitte. Beim Pygmäen-Volk der Mbuti, die im Kongo leben, tauchte ein solches Muster mit einer Häufigkeit von fast 15 Prozent auf. Im Schnitt hatte das fremde Erbgut aber nur einen Anteil von ein bis zwei Prozent. Der Analyse zufolge lebte die urtümliche Menschengruppe, von denen die fremden Erbinformationen stammen, vermutlich in Zentralafrika. Sie waren viele Hunderttausend Jahre lang von den Vorfahren der modernen Menschen genetisch isoliert, bevor die beiden Gruppen vor 20.000 oder 30.000 Jahren wieder in Kontakt kamen und sich kreuzten.
Der moderne Mensch entwickelte sich vor etwa 200.000 Jahren in Afrika aus dem Homo erectus. Zu dieser Zeit tauchten erstmals Menschen mit dem schlankeren Körperbau und dem größeren Gehirn des modernen Homo sapiens auf. Doch die beiden Arten lebten noch viele zig Jahrtausende nebeneinander her. Viele Individuen hatten sowohl moderne als auch archaische Eigenschaften ? weshalb sich Anthropologen nach wie vor den Kopf darüber zerbrechen, wie viele Arten von Frühmenschen gemeinsam mit dem Homo sapiens in Afrika lebten.