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Die Wiege der Eiszeit-Giganten

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Die Wiege der Eiszeit-Giganten
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Das urtümliche Wollnashorn Coelodonta thibetana war schon vor der Eiszeit an Schnee gewöhnt. Mit seinem flachen Horn legte es im Winter die Vegetation frei. (c) Julie Naylor
Das Wollnashorn, eins der kultigsten Eiszeit-Tiere, breitete sich vom tibetischen Hochplateau aus über Eurasien aus. Womöglich nutzten auch andere große Pflanzenfresser die Hochebene als Sprungbrett, schreibt ein internationales Forscherteam. Tao Deng und seine Kollegen entdeckten in Tibet den Schädel eines primitiven Wollnashorns, das vor 3,7 Millionen Jahren in der Gegend lebte ? noch vor dem Eiszeitalter.

Vor etwa 2,8 Millionen Jahren wuchsen erstmals riesige Eisschilde auf der Nordhalbkugel der Erde. Mit dem Beginn des Eiszeitalters breiteten sich Steppen und Tundragebiete in Eurasien aus. Eine charakteristische Tiergemeinschaft beherrschte diese karge Landschaft, darunter zum Beispiel Mammuts, Riesenhirsche, Auerochsen, Höhlenbären und eben Wollnashörner. Bislang hatten Paläontologen angenommen, dass sich die Vorfahren dieser Tiere in der Arktis an die Kälte anpassten, als sich das Eis erstmals ausbreitete. Viele entwickelten die Fähigkeit, unter dem Schnee nach Nahrung zu suchen oder schützten sich durch ein dickes Fell und ihre Körpergröße vor dem Frost.

Das neue Fossil zeigt jedoch, dass sich zumindest die Wollnashörner schon vorher an niedrige Temperaturen gewöhnt hatten. Während des Erdzeitalters Pliozän vor 3,7 Millionen Jahren, als es auf der Erde im Durchschnitt noch deutlich wärmer war als heute, hatten sich Wollnashörner bereits akklimatisiert. Deng und seine Kollegen entdeckten einen gut erhaltenen Schädelknochen der bislang unbekannten Art Coelodonta thibetana im Südwesten von Tibet, am Fuße des Himalajas. Ihrer Analyse zufolge handelt es sich um ein primitives Wollnashorn. Wie spätere Vertreter der Gattung besaß es ein relativ langes Gesicht und zwei Hörner. Das vordere, größere Horn war wie bei jüngeren Arten weit nach vorne geneigt. Nach Meinung der Forscher diente es dazu, lockeren Schnee zur Seite zu schieben, um auch im Winter an Nahrung zu kommen.

Fossilienfunde anderer Wollnashorn-Arten legen ebenfalls nahe, dass sich die Gattung von Tibet aus über ganz Eurasien ausbreitete. Alle Wollnashörner lebten in einem kalten Klima. Vor etwa 10.000 Jahren starben sie aus, zusammen mit Mammuts, Höhlenbären und den anderen Eiszeit-Riesen.

Gleichzeitig mit dem Nashorn lebten noch weitere Arten in Tibet, deren Nachfahren sich während der Eiszeiten in Eurasien weiter ausbreiteten. Die Forscher entdeckten Fossilien von insgesamt 23 ausgestorbenen Säugetierarten, darunter Blauschafe, Mufflons, dreizehige Urpferde, Wildesel, Schneeleoparden und Yaks. Die ungemütlichen Winter auf dem Hochplateau könnten diese Arten dazu gezwungen haben, sich auf niedrige Temperaturen einzustellen, vermuten die Forscher. Später, in der eiszeitlichen Mammut-Steppe, fühlten sie sich dann ebenfalls wohl.

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Tao Deng (Chinesische Akademie der Wissenschaften, Peking) et al.: Science, Bd. 333, S. 1285 wissenschaft.de – Ute Kehse
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