Das neue Fossil zeigt jedoch, dass sich zumindest die Wollnashörner schon vorher an niedrige Temperaturen gewöhnt hatten. Während des Erdzeitalters Pliozän vor 3,7 Millionen Jahren, als es auf der Erde im Durchschnitt noch deutlich wärmer war als heute, hatten sich Wollnashörner bereits akklimatisiert. Deng und seine Kollegen entdeckten einen gut erhaltenen Schädelknochen der bislang unbekannten Art Coelodonta thibetana im Südwesten von Tibet, am Fuße des Himalajas. Ihrer Analyse zufolge handelt es sich um ein primitives Wollnashorn. Wie spätere Vertreter der Gattung besaß es ein relativ langes Gesicht und zwei Hörner. Das vordere, größere Horn war wie bei jüngeren Arten weit nach vorne geneigt. Nach Meinung der Forscher diente es dazu, lockeren Schnee zur Seite zu schieben, um auch im Winter an Nahrung zu kommen.
Fossilienfunde anderer Wollnashorn-Arten legen ebenfalls nahe, dass sich die Gattung von Tibet aus über ganz Eurasien ausbreitete. Alle Wollnashörner lebten in einem kalten Klima. Vor etwa 10.000 Jahren starben sie aus, zusammen mit Mammuts, Höhlenbären und den anderen Eiszeit-Riesen.
Gleichzeitig mit dem Nashorn lebten noch weitere Arten in Tibet, deren Nachfahren sich während der Eiszeiten in Eurasien weiter ausbreiteten. Die Forscher entdeckten Fossilien von insgesamt 23 ausgestorbenen Säugetierarten, darunter Blauschafe, Mufflons, dreizehige Urpferde, Wildesel, Schneeleoparden und Yaks. Die ungemütlichen Winter auf dem Hochplateau könnten diese Arten dazu gezwungen haben, sich auf niedrige Temperaturen einzustellen, vermuten die Forscher. Später, in der eiszeitlichen Mammut-Steppe, fühlten sie sich dann ebenfalls wohl.