Schimpansen essen ungefähr sieben Stunden pro Tag, Menschen nur eine Dreiviertelstunde. Diese Fast-Food-Kultur prägte schon das Leben der ersten Frühmenschen vor etwa zwei Millionen Jahren, hat jetzt ein Forscherteam von der Harvard University entdeckt: Einer Analyse von Chris Organ und seinen Kollegen zufolge war bereits der Homo erectus ein Schnellesser, weil er vorwiegend Selbstgekochtes verspeiste.
Durch das Zerkleinern, Mahlen und Kochen von Lebensmitteln hat sich die Dauer der Mahlzeiten im Laufe der Menschheitsgeschichte erheblich verringert, so die These der Forscher. Kochen spart Zeit, weil zubereitete Nahrung zum einen mehr Energie als Rohkost enthält. Zum anderen ist sie leichter zu kauen. Moderne Menschen haben sich inzwischen so sehr an warme Mahlzeiten gewöhnt, dass eine reine Rohkost-Diät sogar zu Mangelerscheinungen führt.
Um herauszufinden, wann der Mensch das Kochen erfand, verglichen die Forscher um Chris Organ die Zähne verschiedener Primaten, Vor- und Frühmenschen. Der moderne Homo sapiens hat ein relativ kleines Gebiss, weil er dank des Kochens nicht mehr so kräftig zubeißen muss wie einst seine Vorfahren. Das Harvard-Team führte anhand eines Stammbaums der menschlichen Linie und anderer Daten eine statistische Analyse durch und kam zu dem Ergebnis, dass der Neandertaler und der Frühmensch Homo erectus kaum mehr Zeit mit Essen verbrachten als moderne Menschen. Sie müssen ihre Nahrung ebenfalls schon gekocht haben, folgern die Forscher. Womöglich entdeckte schon der unmittelbare Vorfahr des Homo erectus die Kochkunst, der Homo habilis. Er lebte vor etwa zwei Millionen Jahren in Ostafrika.
Archäologische Funde scheinen diese These zu bestätigen: Die ältesten Werkzeuge, die wahrscheinlich zum Schlachten von Tieren dienten, sind 2,6 Millionen Jahre alt.
Chris Organ (Harvard University, Cambridge, US-Staat Massachusetts) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1073/pnas.1107806108 wissenschaft.de – Ute Kehse