Wegen der größtenteils unliebsamen Begleiterscheinungen versuchen Sonnenforscher schon seit Längerem, das Weltraumwetter besser vorherzusagen. Doch die Quelle der Sonnenstürme, das unruhige Magnetfeld, ist bislang nur in Grundzügen verstanden. Das liegt vor allem daran, dass die Forscher bislang nur etwa 30.000 Kilometer tief in die Sonne hineinblicken konnten.
Stathis Ilonidis und seine Kollegen nutzten nun eine Methode namens Helioseismologie, um tiefer in das Gestirn hineinzuschauen. Dieses Verfahren nutzt Schallwellen, die von den turbulenten Strömungen in der Konvektionszone der Sonne erzeugt werden. Wenn diese Wellen eine Zone mit starkem Magnetfeld, mit hoher oder niedriger Temperatur durchlaufen, ändert sich ihr Weg. Ähnlich wie Mediziner mit ihrem Ultraschallgerät können Sonnenforscher auf diese Weise das Sonneninnere durchleuchten.
Die Forscher um Ilonidis nutzten für ihre Untersuchung Daten des Sonnenobservatoriums Soho aus den Jahren 1996 und 1998. Darin entdeckten sie verdächtige Anomalien: Ein bis zwei Tage, bevor Sonnenflecken an der Oberfläche erschienen, liefen die Schallwellen deutlich langsamer durch das Sonneninnere als sonst. Die Forscher empfingen Signale aus bis zu 65.000 Kilometern Tiefe. Die Vorläufer der Sonnenflecken hatten einen Durchmesser von 30.000 bis 50.000 Kilometern ? ein Mehrfaches des Erddurchmessers. Sie stiegen mit einer Geschwindigkeit von 300 bis 600 Metern pro Sekunde aus der Tiefe auf.
Wie die Forscher schreiben, könnte ihre Technik genutzt werden, um große, besonders sturmverdächtige Sonnenflecken schon Tage vor ihrem Erscheinen aufzuspüren. Inzwischen beobachtet eine ganze Armada von Observatorien die Sonne ständig und von allen Seiten. Sogar die Rückseite wird überwacht.