Mit diesem Wissen im Hinterkopf hat die gemeinnützige Organisation Intermountain Therapy Animals das Programm R.E.A.D. (The Reading Education Assistance Dogs) ? zu Deutsch ?die Leseunterricht-Hilfshunde? ? entwickelt. Einfaches Prinzip: Grundschüler mit Leseschwäche lesen regelmäßig Therapie-Hunden vor. Das Programm soll Schülern helfen, ihre Lesefähigkeiten zu verbessern. Da Kinder, die Schwierigkeiten mit dem Lesen haben, auch oft in ihrer Freizeit keine Lust haben, sich ein Buch vorzunehmen, erhofften sich die Hundetrainer zudem, dass die Vierbeiner auch die Lesefreude der Schüler erhöhen.
Um die Erfolge der besonderen Lesestunden genauer zu untersuchen und sie statistisch zu untermauern, führte das Institut für Tiermedizin der Tufts University eine Pilotstudie durch. Insgesamt nahmen 18 Kinder teil, die allesamt die zweite Klasse absolviert hatten. Anhand von Tests wurden ihre Lesefähigkeit und ihr Wissensstand sowie ihre Haltung dem Lesen gegenüber geprüft. Im Rahmen eines besonderen Ferienprogramms lasen sie im Sommer 2010 jede Woche 30 Minuten vor – neun Schüler einem ausgebildeten Therapie-Hund, die anderen neun einem freiwilligen Erwachsenen.
Es zeigte sich, dass die Kinder mit tierischem Zuhörer nicht nur ihre Lesefähigkeit, sondern auch ihren Wissensstand leicht verbesserten. Zudem veränderte sich ihre Haltung gegenüber dem Lesen zum Positiven. Bei Kindern mit menschlichen Zuhörern konnten kaum Unterschiede festgestellt werden. Allerdings liefen den Zweibeinern zwei Drittel der Vorleser während des Projekts davon ? die Hunde dagegen erhielten alle geplanten Vorlesestunden. Die Forscher vermuten dahinter die beruhigende Wirkung der Vierbeiner, denn im Vergleich zu Menschen stellen sie keine Ansprüche und bewerten ihre Leistung nicht.
Auch wenn die statistische Erhebung mit nur einer geringen Zahl an Schülern durchgeführt wurde und die Ergebnisse keine signifikant großen Unterschiede zwischen den beiden Gruppen ergeben haben, ist sich Studienleiterin Lisa Freeman dennoch sicher: ?Genau wie alle wissenschaftlichen Studien, die sich auf ein neues Terrain begeben, wirft diese kleine Studie mehr Fragen auf, als sie beantwortet.? Welche Fragen das sind, lässt sie jedoch offen. Jedenfalls sind weitere Untersuchungen geplant. Ob es dann darum gehen soll, welche Art von Prosa Hunden am meisten zusagt oder ob Eltern nun lernen müssen, beim Zuhören den Kopf schief zu halten und die Ohren hin und her zu drehen, ist bislang nicht bekannt.
Kinder, die ihre Eltern zur Anschaffung eines Hundes bewegen möchten, können sich jedenfalls ein neues Argument zurechtlegen ? schließlich dienen die treuen Vierbeiner nicht nur der Lesefreude, sondern auch guten Schulnoten. Falls das auf taube Ohren stößt, muss eben Nachbars Lumpi die seinen spitzen.