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Was dem Huhn ins Ohr geht

Erde|Umwelt

Was dem Huhn ins Ohr geht
Auch junge Hühner haben ein Ohr für angenehme Klänge: Sie bevorzugen genauso wie Menschen Melodien mit harmonischen Intervallen. Das haben jetzt zwei italienische Forscher unter Mithilfe von 81 frischgeschlüpften Küken entdeckt. Da die kleinen Vögel vor dem Experiment weder Musik noch sonstigen Klängen ausgesetzt waren, schließen die Wissenschaftler aus der klar erkennbaren Präferenz, dass der Hang zur Harmonie angeboren sein muss. Auch sehr junge Menschenbabys scheinen derartige Melodien zu favorisieren ? und bereits seit längerem steht hier die Frage im Raum, ob es sich dabei um einen kulturellen Effekt oder ebenfalls um eine angeborene Vorliebe handelt. Tiere, die unter streng kontrollierten Bedingungen aufgewachsen sind, können zumindest ein bisschen helfen, die Einflüsse einer biologischen Prädisposition und eines möglichen Lerneffekts auseinanderzudividieren, erläutern Cinzia Chiandetti und Giorgio Vallortigara von der Universitäten in Rovereto und Triest die Idee hinter ihrer Studie.

Die kleinen Hühner wurden für die Tests bereits kurz nach dem Schlüpfen darauf trainiert, einem kleinen roten Plastikzylinder zu folgen. Im eigentlichen Test ein paar Tage später setzten die Forscher sie dann in eine weißlackierte Holzkiste, in der auf jeder Seite ein Lautsprecher installiert war. Vor den Boxen war auf jeder Seite einer der roten Zylinder angebracht, wobei die gesamte Installation aus Sicht der Hühner jeweils hinter einem Gazevorhang versteckt war.

Dann ließen die Wissenschaftler aus einem der Lautsprecher eine harmonisch klingende Melodie ertönen, in der die Begleitstimme immer eine kleine oder eine große Terz unter der eigentlichen Stimme lag, während aus dem anderen simultan disharmonische Klänge schallten ? hier war der Begleitton bei gleicher Melodie immer genau eine kleine oder eine große Sekunde vom Hauptton entfernt. Die Küken wurden in die Mitte gesetzt und lauschten der Kakophonie mehrere Minuten lang, bevor die Forscher die seitlich angebrachte Vorhänge entfernten, so dass die kleinen Hühner die Plastikzylinder sehen und auch dorthin laufen konnten.

In etwa 60 bis 70 Prozent der Fälle hätten die Hühnchen den Zylinder gewählt, der vor dem Lautsprecher mit den harmonischen Klängen hing, berichten die beiden Wissenschaftler. Das sei deutlich mehr, als bei einer zufälligen Auswahl zu erwarten gewesen wäre. Die Küken bevorzugten demnach eindeutig die harmonische Melodie und verschmähten die dissonante. Man habe zwar auch bereits bei Finken und bei Staren beobachtet, dass die Vögel konsonante und dissonante Klänge unterscheiden können, ohne allerdings eine klare Präferenz zu erkennen, kommentieren die Wissenschaftler. Im Gegensatz zu diesen Vogelarten seien Hühner jedoch keine Singvögel, was die Frage aufwerfe, warum die Tiere trotzdem auf Harmonie gepolt seien.

Möglicherweise habe das etwas mit den Lauten zu tun, die junge Hühnchen kurz nach dem Schlüpfen hörten, spekulieren die Forscher: Töne, die von anderen Lebewesen stammten, seien im Allgemeinen ebenfalls von harmonisch klingenden Tonspektren bestimmt ? während künstliche oder von leblosen Dingen erzeugte Geräusche eher zur Dissonanz neigten. Es könnte daher sein, dass eine Vorliebe für Konsonanz dabei helfe, Artgenossen zu finden.

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Cinzia Chiandetti (Università degli studi di Trento, Rovereto) und Giorgio Vallortigara (Università degli studi di Trieste): Psychological Science, in press wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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