Dann ließen die Wissenschaftler aus einem der Lautsprecher eine harmonisch klingende Melodie ertönen, in der die Begleitstimme immer eine kleine oder eine große Terz unter der eigentlichen Stimme lag, während aus dem anderen simultan disharmonische Klänge schallten ? hier war der Begleitton bei gleicher Melodie immer genau eine kleine oder eine große Sekunde vom Hauptton entfernt. Die Küken wurden in die Mitte gesetzt und lauschten der Kakophonie mehrere Minuten lang, bevor die Forscher die seitlich angebrachte Vorhänge entfernten, so dass die kleinen Hühner die Plastikzylinder sehen und auch dorthin laufen konnten.
In etwa 60 bis 70 Prozent der Fälle hätten die Hühnchen den Zylinder gewählt, der vor dem Lautsprecher mit den harmonischen Klängen hing, berichten die beiden Wissenschaftler. Das sei deutlich mehr, als bei einer zufälligen Auswahl zu erwarten gewesen wäre. Die Küken bevorzugten demnach eindeutig die harmonische Melodie und verschmähten die dissonante. Man habe zwar auch bereits bei Finken und bei Staren beobachtet, dass die Vögel konsonante und dissonante Klänge unterscheiden können, ohne allerdings eine klare Präferenz zu erkennen, kommentieren die Wissenschaftler. Im Gegensatz zu diesen Vogelarten seien Hühner jedoch keine Singvögel, was die Frage aufwerfe, warum die Tiere trotzdem auf Harmonie gepolt seien.
Möglicherweise habe das etwas mit den Lauten zu tun, die junge Hühnchen kurz nach dem Schlüpfen hörten, spekulieren die Forscher: Töne, die von anderen Lebewesen stammten, seien im Allgemeinen ebenfalls von harmonisch klingenden Tonspektren bestimmt ? während künstliche oder von leblosen Dingen erzeugte Geräusche eher zur Dissonanz neigten. Es könnte daher sein, dass eine Vorliebe für Konsonanz dabei helfe, Artgenossen zu finden.