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Heimat eines Übeltäters aufgedeckt

Erde|Umwelt

Heimat eines Übeltäters aufgedeckt
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Blätter der Rosskastanie, geschädigt durch die Kastanienminiermotte, fotografiert von Necrophorus / Wikipedia, GNU FDL
Einst waren sie die Pracht vieler Biergärten und Parks Europas – die Rosskastanien mit ihren schönen weißen Blüten und fingerförmigen Blättern. Heutzutage bieten die Bäume allerdings häufig nur noch einen jämmerlichen Anblick: Ihre Blätter sind von hässlichen braunen Flecken übersät, die Blätter kräuseln sich ? der ganze Baum wirkt welk und krank. Verantwortlich für diesen Schaden ist die sogenannte Miniermotte, die seit rund 20 Jahren massenhaft Kastanien in Europa befällt. Lange nahm man an, der kleine Schmetterling sei aus Südostasien nach Europa gekommen. Nun konnte ein internationales Forscherteam dagegen zeigen, dass die Kastanienminiermotte ihre üble Karriere von unzugänglichen Schluchtwäldern des Balkans aus startete. Die Wissenschaftler erhoffen sich von dieser Erkenntnis Ansatzpunkte zur Entwicklung von Bekämpfungsstrategien.

Durch die Auswertung von Sammlungen getrockneter Pflanzen konnten die Biologen die Miniermotte (Cameraria ohridella) auf Kastanienblättern bis zum Jahr 1879 zurückverfolgen. Ursprünglich habe es die Kastanien und samt ihren Motten nur in isolierten Populationen in unzugänglichen Schluchtwäldern des Balkans gegeben, berichtete die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) unter Berufung auf die Ergebnisse der Forscher.

Durch Straßenbau seien die Schädlinge dann als blinde Passagiere an Fahrzeugen zu den Standorten der Rosskastanie in ganz Europa gelangt. Die Wissenschaftler hoffen, durch die neuen Erkenntnisse Mittel zur Eindämmung des Schädlings zu finden. Denn in ursprünglichen Habitaten entwickeln sich oft Resistenzen der Pflanzen gegen ihre Schädlinge oder es gibt natürliche Fraßfeinde oder Krankheiten der Insekten, die sich zur Bekämpfung gezielt einsetzen lassen. Bisher gibt es noch keine wirksamen Gegenmaßnahmen gegen die Invasion der Miniermotte. Die einzige Möglichkeit ihre Vermehrung einzudämmen, ist das zügige Beseitigen des Herbstlaubes, denn die letzte Generation der Übeltäter überwintert in den Kastanienblättern.

Die Kastanienminiermotte wurde erstmals 1984 an kultivierten Rosskastanien (Aesculus hippocastanum) um den Ohridsee in Mazedonien entdeckt. 1986 wurde die Art in einer für Europa neuen Gattung wissenschaftlich beschrieben. Seit 1989 eroberte die Miniermotte dann schrittweise fast ganz Europa. Auch in diesem Jahr breitet sich der Schädling wieder auf den Kastanien aus: Viele Bäume zeigten schon braune Stellen und die Blätter beginnen zu vertrocknen.

David Lees et al.: „Frontiers in Ecology and the Environment“, DOI: 10.1890/100098 Mitteilung der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) wissenschaft.de ? Martin Vieweg
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