Ein erster Fortschritt gelang dem Team im vergangenen November, als sie einige Anti-Wasserstoff-Atome für Bruchteile einer Sekunde in ihrer magnetischen Falle einschließen konnten. Jetzt hielten sie die Falle mehr als tausend Sekunden lang geschlossen ? und konnten hinterher beobachten, wie sich Anti-Atome in einem typischen Teilchenregen auflösten. Die Forscher nehmen an, dass die Gefangenschaft von einer Viertelstunde ausreichte, damit die Anti-Atome aus ihrem ursprünglichen angeregten Zustand in den Grundzustand fielen.
„Nun können wir anfangen Anti-Wasserstoff zu untersuchen, auch wenn wir bislang nur eine kleine Menge einfangen können“, sagt Jeffrey Hangst von der Universität Aarhus in Dänemark, der Sprecher des Teams. Die Forscher wollen eine wichtige Frage klären: Wieso besteht das Universum nur aus gewöhnlicher Materie? Wo ist die Antimaterie geblieben, die beim Urknall entstanden sein muss? „Das halbe Universum ist verloren gegangen“, sagt Hangst.
Viele Physiker haben den Verdacht, dass für Wasserstoff und Anti-Wasserstoff nicht die gleichen physikalischen Gesetze gelten. Womöglich ähneln sie sich nicht wie Spiegelbilder, sondern verhalten sich in bestimmten Situationen unterschiedlich. Nach solchen Symmetrie-Verletzungen will das ALPHA-Team nun fahnden. Mit Mikrowellen-Strahlung und Lasern wollen sie zum Beispiel herausfinden, wie weit die verschiedenen Energieniveaus des Anti-Wasserstoffs auseinanderliegen. Die Forscher können die Untersuchungen kaum erwarten: „Das wäre der erste Blick auf die Struktur von Anti-Wasserstoff, dem ersten Element im Anti-Periodensystem“, freut sich Hangst.