Astronomen haben eine Erklärung gefunden, warum der Planet Mars nur etwa halb so groß wie die Erde ist und nur etwa zehn Prozent ihrer Masse besitzt: Der zweite Nachbar des Mars, der riesige Jupiter, ist während seiner Entstehung durchs Sonnensystem gewandert und hat dabei Materie eingesaugt, die dann seinem kleinen Nachbarn zum Wachsen fehlte. Dieser Ablauf ist den neuen Computermodellen der Forscher zufolge ein mögliches Szenario. Planetenforscher haben sich schon lange gefragt, warum Erde und Venus etwa gleich groß sind, der Mars dagegen deutlich kleiner und masseärmer, obwohl sich alle drei Gesteinsplaneten vermutlich zur selben Zeit gebildet haben. Die neuen Simulationen zur Entstehung des Sonnensystems bieten dafür nun eine plausible Antwort, schreiben Kevin Walsh von der Universite´ de Nice-Sophia Antipolis und seine Kollegen im Wissenschaftsmagazin ?Nature?.
Computermodelle zur Entstehung des Sonnensystems zeigen die Entwicklungen von den anfänglichen Materiescheiben bis zu den heutigen Himmelskörpern. Das Zusammenballen der Gas- und Staubteilchen führte anfangs zu größeren Ansammlungen, den sogenannten Planetesimalen. Durch Zusammenstöße und Verschmelzungen entstanden aus diesen Planeten-Vorläufern im Inneren des Sonnensystems dann schließlich die heutigen Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars.
Die Simulationen der Forscher um Walsh zeigen nun, dass sich Jupiter anfangs in einer Umlaufbahn gebildet haben könnte, die 3,5-mal dem Abstand von der Sonne zur Erde entspricht. Innerhalb von rund 100 Millionen Jahren wanderte er dann nach Innen, bis auf den 1,5-fachen Abstand Erde-Sonne. Anschließend bewegte sich Jupiter wieder nach außen bis zu seiner heutigen Bahn, die etwa fünfmal so weit von der Sonne entfernt ist wie die Erdbahn. Diese Wanderung könnte den Forschern zufolge gleichsam ein Beutezug gewesen sein, denn auf seinem Weg saugte der riesige Gasplanet durch seine Anziehungskraft viele kleine Himmelskörper auf.
Da es somit außerhalb der heutigen Erdbahn keine Planetesimale mehr gab, konnte der dort kreisende Mars nun nicht mehr wachsen, folgern die Wissenschaftler.
Kevin Walsh von der Universite´ de Nice-Sophia Antipolis et al.: Nature, doi:10.1038/nature10201 wissenschaft.de –
Martin Vieweg