Anschließend setzten die Wissenschaftler der Hälfte ihrer Testgruppe und der Hälfte der Kontrollgruppe einen Teller Hühnersuppe vor, während die jeweils andere Hälfte leer ausging. Im letzten Teil des Tests sollten dann alle Probanden Wortfragmente ergänzen, bei denen mehrere Lösungen möglich waren. Einige dieser Lösungen beschrieben soziale Kontakte und Beziehungen, andere hatten keine derartige Bedeutung. Ergebnis: Die Teilnehmer der Testgruppe neigten nach dem Suppenverzehr eher dazu, beziehungsrelevante Wörter zu bilden als ihre Gruppenkollegen, die keine Suppe bekommen hatten. In der Kontrollgruppe gab es diesen Unterschied nicht. Comfort Food aktiviert folglich definitiv das Konzept sozialer Beziehungen im Gehirn ? mit anderen Worten: Es erinnert uns an das Zusammensein mit wichtigen Menschen und die damit verbundenen Gefühle, schließen die Wissenschaftler.
Entscheidend scheint dabei zum einen der Drang danach zu sein, irgendwo dazuzugehören, und zum anderen das Bedürfnis, Einsamkeit zu vermeiden, zeigte ein zweiter Testdurchgang. Darin sank ein künstlich erzeugtes Gefühl von sozialer Isolation und Einsamkeit, wenn Probanden die Möglichkeit gegeben wurde, an ihr Lieblings-Comfort-Food zu denken. Das galt allerdings nur für diejenigen, für die zwischenmenschliche Beziehungen grundsätzlich etwas Positives waren ? wer mit seinen Mitmenschen Probleme hatte, ließ sich auch vom Comfort Food nicht trösten.
Die Verbindung bestimmter Nahrungsmittel mit dem Gefühl von Trost ist laut den Psychologen ein typisches Beispiel für das sogenannte Embodiment, bei dem körperliche Empfindungen fest mit einem eher abstrakten psychologischen Konzept verknüpft sind. So geht etwa subjektiv empfundene soziale Kälte häufig mit einem echten Gefühl der Kälte einher, während umgekehrt eine Tasse mit einem warmen Getränk in den Händen wärmere, herzlichere Gefühle anderen gegenüber hervorrufen kann. Das gleiche treffe hier zu: Der Geschmack einer bestimmten Speise und das Gefühl der Sättigung beschwöre das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit herauf, das durch die Einbindung in eine enge Beziehung entsteht. Das Trostessen bezieht seine besondere emotionale Macht also aus den kognitiven Verbindungen zu realen existierenden Beziehungen.
Dass etwas so neutrales wie ein Nahrungsmittel dabei als sozialer Ersatz dient, sei eher ungewöhnlich, schreiben die Wissenschaftler. Meist werde die Assoziation eher mit Gegenständen hergestellt, die in irgendeiner Weise direkt mit der Bezugsperson verknüpft sind, wie etwa Fotos von ihr. Es seien jedoch auch schon Übertragungen auf Scheinwelten wie Fernsehserien oder sogar auf Prominente beobachtet worden.