Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Skeptisch gegen das Establishment

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Skeptisch gegen das Establishment
?Der VDI gestaltet Lösungen für relevante Zukunftsfragen mit dem Ziel, den Standort Deutschland nachhaltig zu stärken.? So steht es auf der Homepage. Konkret heißt dies: Der VDI beschäftigt sich auch mit Klimaschutz. Vor gut einem Jahr verfasste der Verband das Papier ?Ziele und Handlungsbedarf für eine CO2-arme Energieversorgung und Nutzung in Deutschland?. Doch bei Weitem nicht alle Ingenieure sind davon überzeugt, dass die reale atmosphärische CO2-Zunahme sowie die anderer Klimagase zu einer Bedrohung unserer Lebensgrundlagen führt. Das zeigen die kritischen Fragen, die den VDI erreichen ? etwa mit Blick auf Argumente des Europäischen Instituts für Klima und Energie EIKE. Dort sieht man sogar Vorzüge einer Zunahme. Im EIKE-Grundsatzpapier Klima heißt es: ?Mit zunehmender CO2-Konzentration wachsen Pflanzen besser.?

Seit Kurzem bietet der VDI ein Forum für den Austausch der Argumente. Ende April tagte die Arbeitsgruppe Klima zum vierten Mal. Eingeladen waren zwei Vertreter der etablierten Wissenschaft, ein halbes Dutzend EIKE-Diskutanten sowie einige VDI-Mitglieder. Eingeladen war auch der Chefredakteur von bild der wissenschaft, um sich ein Bild zu machen.

Das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Schon deshalb nicht, um Vertreter jener Gruppierung persönlich kennenzulernen, die mich der Vergangenheit scharf angingen, wenn unser Magazin über neue Erkenntnisse zum Klimawandel berichtete. In lebhafter Erinnerung ist mir ein kürzlich vorgebrachter Wunsch, man möge mich angesichts unserer Berichterstattung über den Klimawandel alsbald in den Ruhestand schicken.

Die Veranstaltung beginnt gegen 10 Uhr. In der Runde sitzen nur Herren gesetzten Alters. Ein freundlich gesonnener Professor und VDI-Amtsträger begrüßt die Teilnehmer. Die beiden Wissenschaftler, einer von einem großen Forschungszentrum, der andere von der Max-Planck-Gesellschaft, präsentieren im Lauf des Vormittags ihre Power-Point-Vorträge nach bekanntem Muster. Dabei werden sie häufig unterbrochen von Fragen aus dem EIKE-Freundeskreis, lassen sich aber nicht aus dem Konzept bringen. Die Referenten werden von den EIKE-Vertretern mehrfach gelobt, ?ein hervorragender Vortrag? ? fast alles junge Rentner, die sich in ihrem Berufsleben als Bau-Ingenieur, Physik-Professor oder Stahl-Manager bewährt haben. Postwendend allerdings bezweifeln sie dann, was gerade vorgetragen wird. Den EIKE-Leuten ist anzumerken: Von einer Bedrohung, die von einem menschgemachten Klimawandel ausgeht, halten sie nichts. Sie sind vielmehr der Meinung, dass die publizierten Daten dazu häufig ungenau, mitunter falsch seien oder von den Wissenschaftlern nicht richtig interpretiert werden.

Die beiden vortragenden Wissenschaftler machen sich nach ihrem Referat rasch davon. Sie haben offensichtlich wenig Interesse, außerhalb der eingegangenen Vortragsverpflichtung mit den Klima-Skeptikern zu reden.

Anzeige

Am Nachmittag präsentiert ein Klima-Skeptiker einen aufwendig selbstrecherchierten Bericht, der sich damit auseinandersetzt, inwiefern die Messwerte belegen, dass es seit Beginn der Temperaturmessung vor gut 150 Jahren wirklich global um 0,7 Grad Celsius wärmer geworden ist. Damals habe es allenfalls 300 Messstationen weltweit gegeben: in Afrika, in Südamerika nur sehr wenige, in der Arktis oder Antarktis so gut wie keine. Wie könne man damit eine globale Mitteltemperatur gewinnen, fragte der Referent sich und das Auditorium.

Mein Resümee dieser Sitzung: Die Klimaskeptiker befragten die beiden Wissenschaftler mitunter undiszipliniert, stellten allerdings oft spannende Fragen, die von den Vortragenden nicht immer zufriedenstellend beantworten werden konnten ? was wieder einmal zeigte, wie komplex Klima und Klimawandel sind. Niemand ist Fachmann für alles. Einige von EIKE gaben sich selbstgefällig. Die etablierten Wissenschaftler mit ihrer sachbezogenen Darstellung waren deshalb für mich Punktsieger dieser Veranstaltung. Ein ungleicher Kampf: Denn die Mehrheit der Klimaforscher spielt in einer anderen Klasse, arbeitet streng nach Kriterien guter wissenschaftlicher Praxis, braucht sich also gar nicht zur Wehr setzen gegen Hobbyklimatologen.

Weitere Informationen: Nils Ehrenberg: ?Der Eisschwund lässt Europa bibbern? in bild der wissenschaft 3/2011Jan Lublinski: ?Eisbeutel für die Erde? in bild der wissenschaft 9/2010 wissenschaft.de – Wolfgang Hess
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Bar|rel|house  〈[bærlhs] m.; –; unz.; Mus.〉 ein bestimmter (Klavier–)Stil des klassischen Blues u. des frühen klassischen Jazz, Vorläufer des Ragtime [engl., eigtl. ”Fasshaus, Schankstube“ (wo diese Musik urspr. in den Südstaaten der USA gespielt wurde)]

Be|ne|fi|zi|um  〈n.; –s, –zi|en; MA〉 1 zur Nutzung überlassenes erbliches Land, Lehen 2 Pfründe … mehr

Fuz|zy|the|o|rie  〈[fzı–] f. 19; unz.; IT〉 bei mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten Computersystemen angewandter Ansatz der Simulierung menschlichen Denkens u. Handelns auf der Grundlage der Fuzzylogic [<engl. fuzzy … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige