Das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Schon deshalb nicht, um Vertreter jener Gruppierung persönlich kennenzulernen, die mich der Vergangenheit scharf angingen, wenn unser Magazin über neue Erkenntnisse zum Klimawandel berichtete. In lebhafter Erinnerung ist mir ein kürzlich vorgebrachter Wunsch, man möge mich angesichts unserer Berichterstattung über den Klimawandel alsbald in den Ruhestand schicken.
Die Veranstaltung beginnt gegen 10 Uhr. In der Runde sitzen nur Herren gesetzten Alters. Ein freundlich gesonnener Professor und VDI-Amtsträger begrüßt die Teilnehmer. Die beiden Wissenschaftler, einer von einem großen Forschungszentrum, der andere von der Max-Planck-Gesellschaft, präsentieren im Lauf des Vormittags ihre Power-Point-Vorträge nach bekanntem Muster. Dabei werden sie häufig unterbrochen von Fragen aus dem EIKE-Freundeskreis, lassen sich aber nicht aus dem Konzept bringen. Die Referenten werden von den EIKE-Vertretern mehrfach gelobt, ?ein hervorragender Vortrag? ? fast alles junge Rentner, die sich in ihrem Berufsleben als Bau-Ingenieur, Physik-Professor oder Stahl-Manager bewährt haben. Postwendend allerdings bezweifeln sie dann, was gerade vorgetragen wird. Den EIKE-Leuten ist anzumerken: Von einer Bedrohung, die von einem menschgemachten Klimawandel ausgeht, halten sie nichts. Sie sind vielmehr der Meinung, dass die publizierten Daten dazu häufig ungenau, mitunter falsch seien oder von den Wissenschaftlern nicht richtig interpretiert werden.
Die beiden vortragenden Wissenschaftler machen sich nach ihrem Referat rasch davon. Sie haben offensichtlich wenig Interesse, außerhalb der eingegangenen Vortragsverpflichtung mit den Klima-Skeptikern zu reden.
Am Nachmittag präsentiert ein Klima-Skeptiker einen aufwendig selbstrecherchierten Bericht, der sich damit auseinandersetzt, inwiefern die Messwerte belegen, dass es seit Beginn der Temperaturmessung vor gut 150 Jahren wirklich global um 0,7 Grad Celsius wärmer geworden ist. Damals habe es allenfalls 300 Messstationen weltweit gegeben: in Afrika, in Südamerika nur sehr wenige, in der Arktis oder Antarktis so gut wie keine. Wie könne man damit eine globale Mitteltemperatur gewinnen, fragte der Referent sich und das Auditorium.
Mein Resümee dieser Sitzung: Die Klimaskeptiker befragten die beiden Wissenschaftler mitunter undiszipliniert, stellten allerdings oft spannende Fragen, die von den Vortragenden nicht immer zufriedenstellend beantworten werden konnten ? was wieder einmal zeigte, wie komplex Klima und Klimawandel sind. Niemand ist Fachmann für alles. Einige von EIKE gaben sich selbstgefällig. Die etablierten Wissenschaftler mit ihrer sachbezogenen Darstellung waren deshalb für mich Punktsieger dieser Veranstaltung. Ein ungleicher Kampf: Denn die Mehrheit der Klimaforscher spielt in einer anderen Klasse, arbeitet streng nach Kriterien guter wissenschaftlicher Praxis, braucht sich also gar nicht zur Wehr setzen gegen Hobbyklimatologen.