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Ute Kehses Japan-Report: Nachtrag – Flickenteppich unter der Erde

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Ute Kehses Japan-Report: Nachtrag – Flickenteppich unter der Erde
Während des Megabebens am 11. März 2011 vor der japanischen Küste brachen insgesamt fünf Abschnitte der Erdkruste nahezu gleichzeitig oder kurz hintereinander. Bei früheren Erdbeben waren diese Segmente jeweils einzeln in Bewegung geraten, berichtete Eric Kiser von der Harvard University kürzlich auf der Jahrestagung der Seismological Society of America in Memphis (US-Staat Tennessee). Dieser komplexe Ablauf könnte die enorme Gewalt des Bebens erklären, berichtete der Forscher.

Ein weiteres Anzeichen dafür, welch gewaltige Spannung sich vor dem Beben im Japan-Graben aufgestaut hatte: Der Meeresboden verschob sich dabei womöglich um bis zu 60 Meter, zeigen Berechnungen von Takeshi Sagiya von der Nagoya Universität. An Land betrug die maximale Verschiebung fünf Meter in der Horizontalen und 1,10 Meter in der Vertikalen. Der gesamte nördliche Teil der Insel Honshu rückte um einen Meter nach Osten – am Stück

Überrascht waren die Seismologen vor allem von der Stärke des Erdbebens ? nicht nur, weil es in Japan in den vergangenen 400 Jahren wohl kein vergleichbares Ereignis gegeben hat: Bislang nahmen Erdbebenforscher auch an, dass die maximale Magnitude eines Erdbebens vom Alter der beteiligten tektonischen Platten abhängt. Die stärksten Beben auf der Erde treten an sogenannten Subduktionszonen auf, an denen sich eine Ozeanplatte unter eine andere Platte schiebt und anschließend im Erdmantel versinkt. Die bisherige Theorie besagte, dass Erdbeben an einer Subduktionszone umso stärker ausfallen können, je jünger und heißer die Ozeanplatte ist und je schneller sie sich bewegt. Im Japan-Graben, wo verhältnismäßig alte Ozeankruste mit mittlerem Tempo unter Eurasien rückt, rechnete man daher maximal mit Beben der Magnitude acht ? zu Unrecht, wie sich nun zeigte. Auch das Magnitude-9,2-Beben von Sumatra 2004 passt nicht ins bisherige Bild: Dort war die verschluckte Ozeanplatte ebenfalls weder jung noch besonders schnell.

“Wir müssen uns klarmachen, dass praktisch jede Subduktionszone ein Kandidat für ein Magnitude-9-Beben ist”, zitiert das Wissenschaftsmagazin New Scientist den Seismologen Matt Pritchard von der Cornell University im US-Staat New York. Einige Forscher spekulieren, dass ein Unterwasserberg oder andere Strukturen auf der verschluckten Ozeanplatte dafür verantwortlich waren, dass sich eine enorme Spannung aufstaute. Das komplexe Bruchmuster deutet darauf hin, dass das Gestein stellenweise wie ein Klettverschluss aneinander haftete, während es anderswo rutschte wie geschmiert.

Alle Beiträge in Ute Kehses Japan-Report finden Sie hier

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