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Prähistorische Rechts- und Linkshänder

Geschichte|Archäologie

Prähistorische Rechts- und Linkshänder
Bereits bei den Neandertalern und ihren Vorfahren gab es das Verhältnis von neun zu eins zwischen Rechts- und Linkshändern. Das schließt ein internationales Forscherteam aus den Analysen von bis zu 500.000 Jahre alten Zähnen der Urmenschen. Spuren im Zahnschmelz dokumentieren, ob ein Mensch Nahrung oder Gegenstände bevorzugt von einer Seite zum Mund führte, erklären die Wissenschaftler ihre Nachweismethode. Die Studie belege erstmals die tiefen Wurzeln der typisch menschlichen Bevorzugung einer dominanten Körperseite, sagen David Frayer von der University of Kansas und seine Kollegen.

Etwa 90 Prozent der heute lebenden Menschen sind Rechtshänder, 10 Prozent nutzen dagegen bevorzugt die linke Hand für komplexe Tätigkeiten. Diese sogenannte Händigkeit ist nur beim Menschen in dieser Form ausgeprägt ? Menschenaffen zeigen diese klare Seitendominanz nicht. Verschiedene Untersuchungen hatten bereits versucht, zu ergründen, wie tief die Wurzeln dieses Verhaltens im Stammbaum des Menschen reichen. Bisher lieferten die Analysen von Knochen, Steinwerkzeugen und Kunst allerdings keine eindeutigen Ergebnisse. Den Forschern um David Frayer zufolge ist das nun über ihre Zahnanalyse gelungen.

Das Team hatte für seine Studie fossile Zähne untersucht, die von verschiedenen europäischen Fundorten stammen. Sie werden Neandertalern zugeordnet, in einem Fall allerdings auch älteren Vertretern aus dem Stammbaum des Menschen: Die Zähne aus einer Höhle nahe der spanischen Stadt Burgos stammen laut den Forschern aus einer Zeit von vor etwa 500.000 Jahren und gehörten damit Vertretern der Vorfahren der Neandertaler.

Die mikroskopischen Analysen der Wissenschaftler belegen, dass Abnutzungsspuren an den Zähnen die Händigkeit einer Person widerspiegeln. Wenn ein Mensch üblicherweise mit rechts etwas zum Mund führt, entstehen Spuren im Zahnschmelz, deren Winkel sich von denen der Kratzer eines Linkshänders unterscheiden, erklären die Forscher. Mit diesem Nachweißprinzip kamen sie zu dem Ergebnis, dass 93 Prozent der einstigen Zahnbesitzer Rechts- und die übrigen Linkshänder waren. ?Die Wurzeln der Händigkeit reichen also mindestens eine halbe Million Jahre zurück, vermutlich noch weiter. Und schon damals machten die wenigsten Menschen alles mit Links?, resümiert David Frayer.

David Frayer und Kollegen berichten über ihre Untersuchungen in der Fachzeitschrift Laterality: Asymmetries of Body, Brain and Cognition, doi: 10.1080/1357650X.2010.529451 wissenschaft.de ? Martin Vieweg
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