Die Forscher untersuchten zunächst die Augen heute lebender Reptilien, Vögel und Säugetiere. Sie vermaßen die Länge der Augenhöhle und den inneren und äußeren Durchmesser eines Knochenrings, den Eidechsen, Schlangen und Vögel besitzen. Die Forscher wiesen nach, dass diese Eigenschaften zuverlässig anzeigen, ob eine Art tagsüber, nachts oder bei allen Lichtverhältnissen etwas sehen kann. Anschließend untersuchten sie die gleichen Eigenschaften bei 33 ausgestorbenen Reptilien und Vögeln aus dem Erdmittelalter.
Wie sie berichten, kreisten Flugsaurier und Vögel überwiegend tagsüber am Himmel. Pflanzenfresser wie der riesige Sauropode Diplodocus konnten dagegen sowohl im Hellen und im Dunkeln sehen. Ähnlich wie heutige Elefanten mussten sie wohl ständig Nahrung zu sich nehmen, um ihren Energiebedarf zu decken. Die Forscher gehen außerdem davon aus, dass diese großen Tiere lieber in den kühleren Stunden der Nacht und der Dämmerung umherstreiften. Mittags dürfte ihnen Überhitzung gedroht haben.
Unter den Raubsauriern begutachteten die Forscher vor allem kleine bis mittelgroße Arten wie den Velociraptor (der etwa die größte eines Schäferhundes erreichte) oder den schlanken, etwa hundert Kilogramm schweren Ornithomimus. Sie waren ? wie heutige Raubtiere – fast alle nachtaktiv. Über die größten Jäger wie Tyrannosaurus oder Allosaurus können die Forscher nichts sagen, da ihnen keine ausreichend erhaltenen Fossilien zur Verfügung standen.
Da mehrere der untersuchten Fossilien aus den Plattenkalken von Solnhofen stammen, haben die Forscher nun ein Bild davon, welche Tiere dort in der tropischen Rifflandschaft der Jurazeit zu welcher Tageszeit umherschwirrten. Demnach flatterten der Urvogel Archaeopteryx und der Flugsaurier Pterodactylus im hellen Sonneschein umher, während die Flugsaurier Rhamphorhynchus und Ctenochasma sowie der kleine Raubsaurier Juravenator im Dunkel der Nacht nach Beute suchten.