Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Das Nachtleben der Jurazeit

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Das Nachtleben der Jurazeit
Die ersten Säugetiere waren auch nachts nicht vor Angriffen durch Dinosaurier sicher. Einige Raubsaurier, wie zum Beispiel der aus dem Film Jurassic Park bekannte Velociraptor, gingen bevorzugt nach Sonnenuntergang auf Beutezug. Das berichten Lars Schmitz und Ryosuke Motani von der University of California in der Zeitschrift Science. Die beiden Forscher verglichen bestimmte Merkmale der Augen heutiger Tiere mit denen unterschiedlicher Reptilien aus dem Erdmittelalter. Die meisten Raubsaurier waren demnach nachtaktiv, Vögel und Flugsaurier überwiegend tagaktiv, während große Pflanzenfresser rund um die Uhr sehen konnten.

„Dieses Ergebnis ist eine Überraschung, aber es macht Sinn“, kommentiert Ko-Autor Ryosuke Motani. Bislang wurde allgemein angenommen, dass die Dinosaurier tagsüber aktiv waren. Die Säugetiere des Erdmittelalters mussten demnach wegen der Überlegenheit der Echsen auf die Nacht ausweichen, weshalb sie unter anderem ein Fell als Schutz vor der Kälte entwickelten. Schmitz und Motani widerlegen diese Annahme nun und zeigen, dass vor allem die Lebensweise eines Tiers das Aktivitätsmuster bestimmt.

Die Forscher untersuchten zunächst die Augen heute lebender Reptilien, Vögel und Säugetiere. Sie vermaßen die Länge der Augenhöhle und den inneren und äußeren Durchmesser eines Knochenrings, den Eidechsen, Schlangen und Vögel besitzen. Die Forscher wiesen nach, dass diese Eigenschaften zuverlässig anzeigen, ob eine Art tagsüber, nachts oder bei allen Lichtverhältnissen etwas sehen kann. Anschließend untersuchten sie die gleichen Eigenschaften bei 33 ausgestorbenen Reptilien und Vögeln aus dem Erdmittelalter.

Wie sie berichten, kreisten Flugsaurier und Vögel überwiegend tagsüber am Himmel. Pflanzenfresser wie der riesige Sauropode Diplodocus konnten dagegen sowohl im Hellen und im Dunkeln sehen. Ähnlich wie heutige Elefanten mussten sie wohl ständig Nahrung zu sich nehmen, um ihren Energiebedarf zu decken. Die Forscher gehen außerdem davon aus, dass diese großen Tiere lieber in den kühleren Stunden der Nacht und der Dämmerung umherstreiften. Mittags dürfte ihnen Überhitzung gedroht haben.

Unter den Raubsauriern begutachteten die Forscher vor allem kleine bis mittelgroße Arten wie den Velociraptor (der etwa die größte eines Schäferhundes erreichte) oder den schlanken, etwa hundert Kilogramm schweren Ornithomimus. Sie waren ? wie heutige Raubtiere – fast alle nachtaktiv. Über die größten Jäger wie Tyrannosaurus oder Allosaurus können die Forscher nichts sagen, da ihnen keine ausreichend erhaltenen Fossilien zur Verfügung standen.

Anzeige

Da mehrere der untersuchten Fossilien aus den Plattenkalken von Solnhofen stammen, haben die Forscher nun ein Bild davon, welche Tiere dort in der tropischen Rifflandschaft der Jurazeit zu welcher Tageszeit umherschwirrten. Demnach flatterten der Urvogel Archaeopteryx und der Flugsaurier Pterodactylus im hellen Sonneschein umher, während die Flugsaurier Rhamphorhynchus und Ctenochasma sowie der kleine Raubsaurier Juravenator im Dunkel der Nacht nach Beute suchten.

Lars Schmitz und Ryosuke Motani (University of California in Davis): Science Online-Publikation, doi:10.1126/science.1200043 wissenschaft.de – Ute Kehse
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Ko|di|ak|bär  〈m. 16; Zool.〉 in Alaska vorkommender, großer Braunbär [nach der Insel Kodiak … mehr

Lul|la|by  〈[llb] n. 15; Mus.〉 Wiegenlied, Schlaflied [engl.]

ein|ba|sisch  〈Adj.; Chem.〉 ~e Säuren anorgan. od. organ. Säuren, die nur über ein dissoziierbares Wasserstoffion verfügen; oV einbasig … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige