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Das Zahnputz-Bakterium

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Das Zahnputz-Bakterium
Im Kampf gegen Karies wollen japanische Forscher die Strategie eines kleinen Verbündeten nutzen: Sie haben bei einem nützlichen Mund-Bakterium einen Wirkstoff entdeckt, der die Bildung der Zahnplaque verhindert ? jener Schicht, die den Kariesbakterien als Unterschlupf dient. Die hilfreichen Mikroorganismen der Mundflora unterdrücken mit dieser Waffe offenbar ihre Konkurrenten. Nun könnte der Wirkstoff auch bald Zahnpasta aufrüsten, sagen die Wissenschaftler um Ayako Ogawa von der Tokyo Medical and Dental University.

Im Mund des Menschen wimmelt es von Bakterien: Mehr als 700 Arten gedeihen hier, einschließlich des Haupterregers von Karies, Streptococcus mutans. Die Bakterien leben auf den Zähnen in der sogenannten Plaque, einem klebrigen Zahnbelag, der von den Bakterien gezielt erzeugt wird. Dieser auch Biofilm genannte Verbund bietet S. mutans Schutz und Halt, so dass der Keim ungestört sein Unwesen treiben kann: Er verdaut Zucker und produziert dabei Säuren, die den Zahnschmelz angreifen und dabei die gefürchteten Karieslöcher in die Zähne fressen. Viele andere Bakterien der natürlichen Mundflora sind dagegen harmlos für die Zähne. Gegenüber Konkurrenten sind sie allerdings unfreundlich: Die unterschiedlichen Bakterienarten versuchen, sich gegenseitig zu unterdrücken. Eine dieser für den Menschen harmlosen Bewohner des Mundes ist Streptococcus salivarius. Von diesem Bakterium stammt die neue Waffe gegen den Karieserreger

Für ihre Studie isolierten die Forscher einige Substanzen, die S. salivarius produziert, und testeten ihre Wirkung auf S. mutans. So stießen sie auf das Enzym mit dem Namen FruA. Es verhinderte den Aufbau von Zahnbelag, nimmt den Karieserregern also die Möglichkeit, sich zu verschanzen. Das Enzym spaltet lange Zuckerketten, die ein fundamentaler Bestandteil der Biofilme sind. Allerdings sei die Wirkung von FruA aber kein Freibrief für ungestraftes Süßigkeiten-Essen, sagen die Wissenschaftler. Denn die Wirkung ist vom Zuckerangebot abhängig, wie sie herausfanden: Erhöhten sie den Zuckergehalt im Nährmedium des Karieserregers, schaffte es S. mutans ab einer bestimmten Zuckermenge trotz FruA, einen Biofilm aufzubauen.

Bis eine Zahnpasta mit FruA die Regale der Supermärkte erreicht, sei es noch ein langer Weg, sagen die Wissenschaftler. Sie müssen erst Methoden entwickeln, die FruA in einem Zahnpflegeprodukt über lange Zeit wirksam erhalten. Doch eines Tages könnte dieser natürliche Wirkstoff helfen, Karius und Baktus in Schach zu halten, sind sie überzeugt.

Ayako Ogawa (Tokyo Medical and Dental University) et al.: Applied and Environmental Microbiology, doi: 10.1128/AEM.02066-10 wissenschaft.de – Martin Vieweg
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