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Die Pickel und das Essen

Geschichte|Archäologie Gesellschaft|Psychologie

Die Pickel und das Essen
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Bild: Stirn eines Jugendlichen mit Akne. Credit: Wikipedia, gemeinfrei
Glatt, feinporig und gleichmäßig gefärbt – die Haut von Kindern entspricht meist diesem Idealbild. Doch mit Beginn der Pubertät ändert sich das bei einigen Menschen drastisch: Das Gesicht verwandelt sich in eine rotfleckige Hügellandschaft aus eitrigen Pickeln. Zu den Faktoren, die bei Akne eine Rolle spielen, gibt es immer noch viele offene Fragen. Landläufig galt schon lange auch die Ernährung als eine Einflussgröße: Viel Süßes soll sich negativ auf das Hautbild auswirken. Doch Untersuchungen aus den 1960er Jahren schienen diesen Zusammenhang zu widerlegen. Eine umfassende Auswertung dieser und neuerer Studien gibt nun eher wieder der landläufigen Ansicht recht: Vermutlich verstärken Nahrungsmittel mit schnell verfügbaren Kohlenhydraten (hohem glykämischem Index) und Milchprodukte die Akne doch.

Fast jeder Teenager entdeckt in seinem Gesicht gelegentlich Mitesser und Pickel, ist dieses Hautbild allerdings besonders stark ausgeprägt, spricht man von Akne. Auch der Rücken oder andere Körperteile können davon betroffen sein. Ausgelöst wird die Hautveränderung durch eine hormonell bedingte Verstärkung der Talgproduktion. Durch Verstopfungen im Ausgang der Talgdrüsen bilden sich zunächst Mitesser. Entzünden sich diese, entwickeln sich dann die typischen Pickel, die bei Akne große Hautbereiche dominieren können. Meist verläuft die Hautveränderung harmlos und verschwindet bis zum Ende des dritten Lebensjahrzehnts. In schweren Fällen können allerdings auch Vernarbungen durch die Hauteinzündungen zurückbleiben. Die seelischen Narben sind aber meist das eigentliche Problem: Vielen Betroffenen hat Akne regelrecht die Jugend vermiest, denn sie fühlten sich hässlich oder wurden sogar gehänselt.

Zusammenhang mit der Ernährung neu beurteilt

Die Forscher um Jennifer Burris von der New York University haben nun den Faktor Ernährung bei Akne erneut gezielt unter die Lupe genommen. Hinweise von Betroffenen und neuere Studienergebnisse machten eine neue Beurteilung dieses möglichen Zusammenhangs sinnvoll, sagen die Forscher. Beispielsweise berichteten viele Akne-Patienten immer wieder von subjetiv empfundenen Einfluss ihrer Ernährung auf das Hautbild und einige Untersuchungen der vergangenen Jahre schienen diesen Zusammenhang ebenfalls zu belegen.

Für ihre Analyse sammelten Burris und ihre Kollegen alle zugänglichen Informationen und Studien zu dem Thema und werteten sie systematisch aus. Sie nahmen sich dabei auch noch einmal erneut die Studien aus den 1960er Jahren vor, auf denen die Aussage beruhte: Ernährung habe keinen Effekt auf Akne. Sie kamen dabei zu dem Urteil, dass diese Studien Mängel aufwiesen, die ihre Aussagekraft deutlich einschränken. Beispielsweise wurden bei Vergleichen zwischen unterschiedlichen Ernährungsweisen Kontrollen eingesetzt, die aus heutiger Sicht fragwürdig erscheinen oder die Anzahl der Versuchsteilnehmer war zu klein, um aussagekräftige Daten zu erhalten.

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Zukünftiges Forschungsziel: Ernährungsempfehlungen

Die Auswertungen von moderneren Untersuchungsergebnissen deuten dagegen durchaus auf einen Zusammenhang zwischen Ernährung und der Ausprägung von Akne hin, berichten die Forscher. Speziell scheint dies für Nahrungsmittel mit einem hohen glykämischen Index zu gelten. Es handelt sich dabei um sehr kohlenhydrathaltige Lebensmittel, die den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen lassen. Dazu gehören beispielsweise Süßigkeiten, aber auch Weißmehlprodukte. Auch für einen negativen Einfluss von Milchprodukten auf Akne gebe es bereits deutliche Hinweise, berichten die Forscher.

Burris und ihre Kollegen betonen, dass es zu dem Zusammenhang zwischen dem Faktor Ernährung und Akne insgesamt bisher nur wenige Untersuchungen gibt. Deshalb seinen auch noch keine klaren Aussagen möglich. Sie sehen die bisherigen Ergebnisse aber als eine Aufforderung, sich mit diesem Forschungsthema nun erneut genau zu befassen. Ziel sei es dabei, am Ende zu klaren Ernährungsempfehlungen zu kommen, die Akne-Betroffenen ihr Leiden etwas erleichtern könnten. „Die medizinische Gemeinschaft sollte die Möglichkeit von Diät-Therapien als Ergänzung zur Behandlung von Akne nicht außer Acht lassen“, resümiert Burris.

Jennifer Burris (New York University) et al.: Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics, doi: 10.1016/j.jand.2012.11.016 © wissenschaft.de – Martin Vieweg
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