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Frühlingsschauer auf Titan

Astronomie|Physik

Frühlingsschauer auf Titan
Wolkig mit einem Hang zum Regen: So lautete der Wetterbericht der Raumsonde Cassini vom Saturnmond Titan aus dem vergangenen Oktober. Eine mächtige Wolkenformation hatte sich damals über weite Bereiche der staubtrockenen Äquatorregion des Trabanten verbreitet. Sie zog nach Osten und ließ eine von flüssigem Methan durchnässte Landschaft zurück. Das schließen US-amerikanische Forscher um Elizabeth Turtle von der Johns-Hopkins-Universität in Laurel aus Bildern von Cassini. Damit sei es zum ersten Mal gelungen, den Methanregen – wenn auch indirekt – zu beobachten, sagen die Astronomen. Sie können jetzt auch erklären, wieso die trockene Methanstaubwüstenei der Äquatorregion Strukturen aufweist, die an Flusstäler und Kanäle erinnern. Dort müssen in jüngster Zeit immer wieder heftige Methanregenschauer niedergegangen sein, schlussfolgern sie. Das flüssige Methan sei allerdings schnell verdunstet. Mit den Ergebnissen könnten auch die Klimamodelle anderer Planeten und Monde verfeinert werden, schreiben die Forscher.

Der Saturnmond Titan hat einen Durchmesser von rund 5.000 Kilometern und ist damit deutlich größer als der Erdtrabant. Er besitzt eine Atmosphäre und zeigt damit auch ein Wettergeschehen, bei dem allerdings nicht Wasser, sondern Kohlenwasserstoffe wie Methan die entscheidende Rolle spielen. Um die Pole des Titans befinden sich beispielsweise flüssige Methanseen. Die Region am Äquator dagegen ist wüst und trocken. Dort finden sich jedoch Geländeformationen, die an Flussläufe erinnern. In der Vergangenheit muss es also auch dort flüssige Methan gegeben haben. Zwar können Wissenschaftler das Klima und Wettergeschehen auf Titan mit Hilfe von Modellen simulieren. Sie sind aber auf Beobachtungen angewiesen, um zu prüfen, ob diese Simulationen mit dem tatsächlichen Geschehen übereinstimmen.

Derzeit herrscht Frühling auf der Nordhalbkugel von Saturn und Titan. Und da regnet es offenbar auch in der Äquatorregion, schließen die Astronomen um Turtle aus einem Vorher-Nachher-Vergleich von Bildern der Raumsonde Cassini. Demnach zog eine riesige Methanwolke vorüber und hinterließ eine deutlich dunklere Geländeoberfläche. Die Forscher vermuten: Dort hat es geregnet. Diese indirekte Beobachtung erhärteten sie durch Ausschluss alternativer Erklärungen wie etwa Vulkanismus oder heftige Stürme, die das Material auf der Oberfläche umgeschichtet haben könnten. Die Forscher spekulieren nun, dass die Äquatorebene als Folge seltener Wetterereignisse geflutet wird. Laut manchen Modellen kann es dabei so viel regnen, dass der Methanspiegel innerhalb von nur einer Stunde auf eine Höhe von einigen Dutzend Zentimetern ansteigt. Anschließend verdunstet die Flüssigkeit wieder und hinterlässt Spuren von Flüssen und Seen in der ausgetrockneten Wüstenei.

Für den Geophysiker Tetsuya Tokano von der Universität Köln ist bemerkenswert, wie stark sich die Wettersysteme von Titan und Erde unterscheiden. Auf Titan wandert beispielsweise die sogenannte Innertropische Konvergenzzone (ITCZ) – wo die Winde von Nord- und Südhalbkugel sich treffen und der meiste Regen niederprasselt – in einem Saturnjahr von Pol zu Pol. Der Äquator wird dabei nur zweimal in 30 Jahren von dieser Regenzone überstrichen. Auf der Erde pendelt die ITCZ im Jahresrhythmus um den Äquator und kommt über die Tropen kaum hinaus – ausgedehnte Regenwälder profitieren hier vom üppigen Niederschlag.

Elizabeth Turtle (Johns-Hopkins-Universität, Laurel) et al: Science, Bd. 331, S. 1414 dapd/wissenschaft.de – Martin Schäfer
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