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Mit Genen gegen Parkinson

Gesundheit|Medizin

Mit Genen gegen Parkinson
US-amerikanische Forscher haben erstmals Erfolge bei einer Gentherapie für die Parkinson-Krankheit erzielt: In einer streng kontrollierten kleinen Studie spritzen die Mediziner um Peter LeWitt vom Henry Ford Hospital in Detroit Patienten mit Parkinson in fortgeschrittenem Stadium ein bestimmtes Gen in das für die Grobmotorik zuständige Zwischenhirn. Die zusätzliche genetische Information soll helfen, vor Ort den Stoffwechsel auszubalancieren. Dabei stellten die Forscher zunächst fest, dass die Therapie für die Patienten sicher zu sein scheint und gut vertragen wird. Gegenüber einer nur zum Schein behandelten Kontrollgruppe verbesserten sich zudem die parkinsontypischen Symptome wie das Tremor genannte Zittern. Ein Vergleich mit alternativen Therapien wie etwa der Tiefen Hirnstimulation, bei der über Elektroden das gleiche Zwischenhirnareal gereizt wird, steht allerdings noch aus. Mit der aktuellen Studie sei zunächst das Therapiekonzept geprüft worden, schreiben die Forscher. Angesichts der geringen Probandenzahl von 37 Testpersonen müssen nun weitere Untersuchungen die Ergebnisse erhärten.

Die Mediziner untersuchten ein Therapiekonzept für Parkinson-Patienten, bei denen die Krankheit schon so weit fortgeschritten ist, dass etablierte medikamentöse Therapien nicht mehr ausreichen. Das Konzept sieht vor, ein bestimmtes Gen in den sogenannten Nucleus subthalamicus – eine Struktur im Zwischenhirn – einzuschleusen. In den dortigen Hirnzellen steuert das Enzym GAD, dessen Bauplan das zusätzliche Gen trägt, die Herstellung des Botenstoffs GABA, der den Tremor dämpfen kann. Im Tiermodell und in ersten Tests am Menschen hatte sich dies schon bestätigt. In der neuen Studie wollten die Forscher nun zeigen, dass die Methode erstens verträglich und zweitens wirksam ist.

In einer sogenannten randomisierten Doppelblindstudie behandelten sie zunächst 45 Patienten, die an Parkinson in fortgeschrittenem Stadium litten. Die Probanden wurden zufällig auf eine Therapiegruppe und eine Scheintherapiegruppe verteilt, wobei weder die Patienten noch die behandelnden Ärzte wussten, zu welcher Gruppe ein Patient gehörte. Nur die Neurochirurgen erfuhren über einen verschlossenen Umschlag, wer tatsächlich behandelt werden sollte. Bei den Probanden der Therapiegruppe führten sie über zwei Löcher in der Schädeldecke Katheter in den Nucleus subthalamicus der rechten und linken Hirnhälfte ein und injizierten die Lösung, die ein präpariertes Virus als sogenannte Genfähre des GAD-Gens enthielt. Kontrolliert wurde die Prozedur dabei mit Hilfe von bildgebenden Verfahren. Bei den Probanden der Scheintherapiegruppe bohrte das OP-Team die Schädeldecke dagegen nur an und simulierte die OP.

Nach sechs Monaten konnten LeWitt und seine Kollegen die Daten von 37 Patienten auswerten – bei den restlichen hatte es technische Probleme während der Operation gegeben, so dass diese nicht dem vorgegebenen Standard entsprach. In der Behandlungsgruppe verbesserte sich die Beweglichkeit bei acht der 16 erfassten Probanden, in der Placebogruppe maßen die Forscher dagegen nur bei drei der 21 Patienten eine Verbesserung. Insgesamt verbesserte sich das Befinden des Patienten, bestimmt mit Hilfe einer Symptom-Skala, im Schnitt um 23 Prozent, in der Placebogruppe waren es 13 Prozent.

Die Forscher selbst bewerten das Ergebnis als vielversprechend, zumal nur leichte Nebenwirkungen wie etwa Schwindel, Kopfschmerzen oder Übelkeit aufgetreten seien. Auch Michael Hutchinson von der New York University, selbst nicht an der Studie beteiligt, gibt sich in einem Kommentar zuversichtlich, zeige die Methode doch erstmalig das Potenzial einer Gentherapie bei neurologischen Erkrankungen wie Parkinson. Er schränkt allerdings ein, dass die Langzeitwirkung über die sechs Monate hinaus noch unklar sei. Auch müsse noch untersucht werden, wie der Körper mit den eingespritzten Virenvehikeln im Gehirn auf Dauer umgehe.

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Peter LeWitt (Henry Ford Hospital, Detroit) et al: Lancet Neurology, doi:10.1016/S1474-4422(11)70039-4 dapd/wissenschaft.de – Martin Schäfer
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