Das Team hatte auf einem Stück Ackerland, wo viele der Orchideen wachsen, die geflügelten Besucher der Blume mit denen verglichen, die die Kadaver von Tieren frequentierten. „Wir haben dazu aber keine Tiere umgebracht, um Fliegen anzulocken“, stellt van der Niet klar. „Stattdessen benutzten wir tote Klippschliefer. Das sind kleine Tiere, die ein bisschen wie Meerschweinchen aussehen. Man findet sie überall in Südafrika, auch als totgefahrene Tiere an Straßenrändern.“
Van der Niet und Kollegen stellten fest, dass viele Fliegen, die sich an den toten Klippschliefern labten, Satyrium-Pollen am Körper hatten – ein Zeichen, dass sie zuvor die Pflanze besucht hatten. Besonders häufig kam das bei sogenannten Fleischfliegen vor, die kleine Aasstücke wie eben Klippschliefer bevorzugen. Fliegen mit einer Neigung zu größeren Kadavern schienen dagegen kein Interesse an der Blüte zu haben – möglicherweise, weil ihr Geruch nicht stark genug ist, sagen die Forscher.
Doch die Orchidee sendet nicht nur nach außen den für die Fliegen unwiderstehlichen Duft von faulem Fleisch aus, zeigte eine genauere Untersuchung. Auch in ihrem Inneren ist sie so gebaut, dass die Fleischfliegen gleich an die richtige Stelle gelotst werden – nämlich dorthin, wo der Pollen sitzt. Die Perfektion, mit der die Pflanze der Fliege vorspielt, ein Aas zu sein, sei erstaunlich, sagt Timotheus van der Niet: „Wir haben sogar beobachtet, wie ein Fliegenweibchen Eier in einer Blüte ablegte, weil sie dachte, diese sei ein Tierkadaver.“