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Blütenduft einmal anders

Erde|Umwelt

Blütenduft einmal anders
Eine südafrikanische Orchidee hat eine unappetitliche Strategie entwickelt, um potenzielle Bestäuber anzulocken: Sie macht sich zunutze, dass der Geruch von verrottendem Fleisch für bestimmte Fliegenarten attraktiv ist. Mit anderen Worten: Sie stinkt wie Aas und zieht damit gezielt Fliegen an, die sich sonst auf Tierkadavern sammeln. Dabei sendet „Satyrium pumilum“, so heißt die eher unscheinbare Pflanze, gerade so viele Duftstoffe aus, dass sie wie ein sehr kleines verendetes Tier riecht. Das lockt Fleischfliegen an, lässt aber andere Fliegenarten kalt, berichten die Wissenschaftler.

Laut einem Sprichwort fängt man zwar mit Honig mehr Fliegen als mit Essig. Doch verrottendes Fleisch scheint noch effektiver zu sein – zumindest für Satyrium pumilum: Die nur wenige Zentimeter hohe, flach am Boden kauernde Pflanze mit ihren bräunlichen Blüten hat honigsammelnden Insekten wie Bienen weder optisch noch in Bezug auf den Geruch etwas zu bieten. Stattdessen setzt sie auf Fliegen, um ihren Pollen weiterzugeben, konntenTimotheus van der Niet und seine Kollegen jetzt zeigen.

Das Team hatte auf einem Stück Ackerland, wo viele der Orchideen wachsen, die geflügelten Besucher der Blume mit denen verglichen, die die Kadaver von Tieren frequentierten. „Wir haben dazu aber keine Tiere umgebracht, um Fliegen anzulocken“, stellt van der Niet klar. „Stattdessen benutzten wir tote Klippschliefer. Das sind kleine Tiere, die ein bisschen wie Meerschweinchen aussehen. Man findet sie überall in Südafrika, auch als totgefahrene Tiere an Straßenrändern.“

Van der Niet und Kollegen stellten fest, dass viele Fliegen, die sich an den toten Klippschliefern labten, Satyrium-Pollen am Körper hatten – ein Zeichen, dass sie zuvor die Pflanze besucht hatten. Besonders häufig kam das bei sogenannten Fleischfliegen vor, die kleine Aasstücke wie eben Klippschliefer bevorzugen. Fliegen mit einer Neigung zu größeren Kadavern schienen dagegen kein Interesse an der Blüte zu haben – möglicherweise, weil ihr Geruch nicht stark genug ist, sagen die Forscher.

Doch die Orchidee sendet nicht nur nach außen den für die Fliegen unwiderstehlichen Duft von faulem Fleisch aus, zeigte eine genauere Untersuchung. Auch in ihrem Inneren ist sie so gebaut, dass die Fleischfliegen gleich an die richtige Stelle gelotst werden – nämlich dorthin, wo der Pollen sitzt. Die Perfektion, mit der die Pflanze der Fliege vorspielt, ein Aas zu sein, sei erstaunlich, sagt Timotheus van der Niet: „Wir haben sogar beobachtet, wie ein Fliegenweibchen Eier in einer Blüte ablegte, weil sie dachte, diese sei ein Tierkadaver.“

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Timotheus van der Niet (Universität von Kwazulu-Natal, Pietermaritzburg, Südafrika) et al: Annals of Botany, doi: 10.1093/aob/mcr048 dapd/wissenschaft.de – Ruth Homburg
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