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Wie Fledermäuse das Warenangebot begutachten

Erde|Umwelt

Wie Fledermäuse das Warenangebot begutachten
Ihr Echo-Ortungssystem verrät Fledermäusen mehr über das aktuelle Nahrungsangebot als bisher angenommen: Die Tiere können nicht nur feststellen, wieviele essbare Insekten sich in ihrer Nähe befinden, sondern auch, wie groß diese sind und ob sich die Jagd nach dem potenziellen Futter lohnt. Das haben deutsche Biologen bei Untersuchungen von sechs männlichen Fledermäusen der Art Große Hufeisennase gezeigt. Die Ergebnisse der Studie bestätigen die bereits früher geäußerte Vermutung, dass die Tiere dazu einen cleveren Trick nutzen: Sie können Echolotrufe mit einer konstanten Frequenz aussenden, die ihnen erlaubt, die Flügelbewegung potenzieller Beutetiere abzutasten. Über diese Flügelbewegungen können sie dann die Größe der Beute abschätzen und ihre Jagdstrategie entsprechend modifizieren. Sind beispielsweise viele große Beutetiere vorhanden, geben sie sich mit kleineren gar nicht erst ab. Ist das Angebot jedoch eher mager, werden neben großen auch kleinere Tiere gejagt.

Fledermäuse stoßen zur Orientierung und bei der Jagd Ultraschallrufe aus. Stoßen die Schallwellen auf Hindernisse, werden sie von diesen reflektiert und kommen verändert wieder bei den Fledermäusen an. Die Tiere hören diese Veränderung und berechnen auf dieser Basis nicht nur das Aussehen ihrer Umgebung, sondern lokalisieren auch ihre Beute. Bisher dachten Forscher, dass diese Echo-Ortung relativ grob ist und die Tiere Größenunterschiede zwischen verschiedenen Beutetieren nicht gut erkennen können. Im Vergleich zum Menschen wäre das so, als würden beim Einkaufen im Supermarkt alle Lebensmittelverpackungen identisch aussehen, verdeutlichen die Wissenschaftler.

Allerdings haben Fledermausforscher bereits mehrfach beobachtet, dass der Speiseplan der Tiere nicht einfach wahllos die Insekten umfasst, die gerade in der Nähe vorbeifliegen. Die Fledermäuse scheinen vielmehr sehr wählerisch zu sein: Sie suchen sich nach Möglichkeit fette Beutetiere heraus. Um das zu bewerkstelligen, müssen sie jedoch ganz gezielt jagen können und irgendwie das allgemeine Nahrungsangebot abschätzen können, schlussfolgerten Klemen Koselj und seine Kollegen. In ihrer aktuellen Studie untersuchten die Forscher vom Max-Planck-Institut in Seewiesen und der Universität Tübingen daher sechs männliche Fledermäuse der Art Große Hufeisennase. Sie hat eine Besonderheit, hatten frühere Studien schon nahegelegt: Die Tiere können mit Hilfe ganz bestimmter, langanhaltender Rufe die Flügelbewegung ihrer Beutetiere wahrnehmen und dadurch offenbar deren Größe abschätzen.

Im Experiment simulierten die Forscher mit Hilfe von zwei verschiedenen Propellern den Flügelschlag eines großen und eines kleinen Beutetieres. Zu Beginn des Versuchs hingen die Fledermäuse an ihrem Jagdsitz und warteten. Ihnen wurden dann in unterschiedlicher Häufigkeit und Anzahl große und kleine Propeller-Beutetiere präsentiert. Dabei zeigte sich, dass die Fledermäuse anhand der Zeitintervalle zwischen dem Präsentieren der Beutetiere deren – scheinbare – Anzahl abschätzten und dementsprechend jagten: Sie wählten vorwiegend oder ausschließlich große Beutetiere, wenn diese häufig angeboten wurden. Für die kleinen Propeller-Beutetiere verließen sie ihren Hochsitz dann nicht. Gab es jedoch wenig große Beutetiere, jagten die Fledermäuse auch die kleineren Tiere.

Dieses Verhalten ergebe durchaus Sinn, betonen die Forscher: Wenn viele große Beutetiere verfügbar sind, bestünde die Gefahr, dass die Fledermaus bei einem Jagdflug auf ein kleines Beutetier die fette Beute verpasst. Da die Fledermäuse im Flug viel mehr Energie verbrauchen als im Hängen, lohne es sich für sie demnach, erst einmal das Angebot abzuschätzen und erst danach ihre Jagd zu starten.

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Klemen Koselj (Max-Planck-Institut für Ornithologie) et al: Proceedings of the Royal Society B, doi:10.1098/rspb.2010.2793 dapd/wissenschaft.de – Anke Biester
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