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Die Krach-Diät

Erde|Umwelt

Die Krach-Diät
Lärm stört Fische beim Fressen, haben britische Wissenschaftler beobachtet: Sie lassen sich durch laute Geräusche so stark ablenken, dass sie nicht effektiv nach Futter suchen können. Dabei reicht es schon, wenn sie nur für wenige Sekunden dem Krach ausgesetzt sind. Entdeckt haben die Forscher diesen Effekt, als sie mit Hilfe von Unterwasserlautsprechern das Motorengeräusch von Rennbooten imitierten und dabei Stichlinge beobachteten. Das Ergebnis: Die Tiere sind beim Fressen in einer lauten Umgebung wesentlich unkonzentrierter als in einem ruhigen Umfeld. Das könnte bei der immer stärker zunehmenden Lärmverschmutzung der Gewässer für die Fische fatale Folgen haben, mahnen die Biologen. So sei es wahrscheinlich, dass die Tiere häufiger aus Versehen Dinge fressen, die für sie schädlich sind. Zudem werden sie immer länger brauchen, um ausreichend Futter zu finden, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöhe, Räubern zum Opfer zu fallen.

Weltweit nimmt der Geräuschpegel in Gewässern immer mehr zu. Während die Auswirkungen von künstlichem Krach auf Meeressäuger wie Wale und Delfine bereits intensiv erforscht werden, ist bisher nur wenig darüber bekannt, welche Folgen der Lärm für Fische hat. Daher untersuchten Julia Purser und Andrew Radford inwieweit eine starke Geräuschkulisse das Fressverhalten der Tiere beeinflusst. Die Forscher boten dazu in einem Aquarium Dreistachligen Stichlingen (Gasterosteus aculeatus) unterschiedliche Futterquellen an. Dann setzten sie die Tiere mit Hilfe von Unterwasserlautsprechern einem Lärmpegel aus, der dem des Motorengeräuschs von Rennbooten ähnelte.

Im Gegensatz zu Fischen in einer ruhigen Umgebung wählten die beschallten Tiere mit wesentlich geringerer Treffsicherheit das für sie optimale Futter aus, beobachteten die Biologen. Dabei reichten schon zehn Sekunden Krach, um die Fische nachhaltig zu irritieren: Sie machten noch fünf Minuten nach der Beschallung deutlich mehr Fehler als die Tiere, die keinen Lärm ertragen mussten. „Die Stichlinge konnten sich offenbar schlechter auf das Fressen konzentrieren – ganz ähnlich wie der Mensch Probleme mit der Konzentration hat, wenn er bei lauten Hintergrundgeräuschen eine schwierige Aufgabe lösen soll“, erklärt Purser.

Da in der natürlichen Umgebung die Geräuschbelästigung viel länger anhält als in dem Experiment, wollen die Wissenschaftler jetzt untersuchen, wie die Fische mit einer ständigen Beschallung umgehen. Das ist vor allem deswegen von Interesse, weil die zunehmende Lärmbelästigung lebensbedrohlich für die Fische werden könnte. „Unsere Studie lässt vermuten, dass die Lärmverschmutzung weit mehr schädigende Wirkungen hat als bisher angenommen“, meint Andy Radford.

Julia Purser & Andrew Radford (University of Bristol): PLoS ONE, Online-Vorabveröffentlichung vom 28. Februar dapd/wissenschaft.de – Peggy Freede
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