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Durchatmen im Dreck

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Durchatmen im Dreck
Landkinder sind einer größeren Zahl von Bakterien und Pilzen ausgesetzt als Stadtkinder und erkranken vermutlich deshalb seltener an Asthma. Das hat ein internationales Forscherteam um Markus Ege vom Dr. von Haunerschen Kinderspital beim Auswerten der Daten zweier groß angelegter Studien herausgefunden. Die Forscher identifizierten auch mehrere Bakterienarten, die an der Verringerung des Erkrankungsrisikos beteiligt sein könnten. Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, Impfstoffe gegen Asthma zu entwickeln und stützen zudem die sogenannte Hygiene-Hypothese, nach der Allergien und andere Autoimmunerkrankungen umso häufiger auftreten, desto weniger Kinder mit Mikroorganismen in Kontakt kommen, schreiben die Forscher.

Asthma ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen bei Kindern, in Deutschland sind etwa zehn Prozent der Kinder betroffen. Die Krankheit entwickelt sich meist aus einer Kombination von genetischen und Umweltfaktoren und dauert häufig lebenslang an. Einer der entscheidenden Umweltfaktoren scheint dabei die Umgebung zu sein, in der die Kinder groß werden: In den vergangenen Jahren haben bereits mehrere Studien gezeigt, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, seltener an Asthma leiden.

In der aktuellen Studie analysierten die Forscher Daten aus zwei groß angelegten Untersuchungen. An der ersten Studie namens PARSIFAL nahmen 6.963 Kinder aus Süddeutschland im Alter zwischen 6 und 13 Jahren teil. In einer Teilstichprobe mit 489 Kindern wurde eine Blutprobe genommen sowie eine Staubprobe von der Matratze der Kinder analysiert. Teilnehmer der zweiten Studie namens GABRIELA waren 9.668 Kinder aus Süddeutschland, Österreich und der Schweiz im Alter von 6 bis 12 Jahren. Hier wurde bei 444 Kindern eine Staubprobe genommen und ihre Lungenfunktion gemessen.

Zusammen mit Forschern der TU München, der Universität Ulm und Forschungseinrichtungen in Frankreich, Großbritannien, der Schweiz und den Niederlanden analysierten Ege und sein Team die Erbinformation der im Hausstaub gefundenen Bakterien und Pilze. Dabei entdeckten sie, dass alle untersuchten Bakterien- und Pilzarten im Staub von einem Bauernhof wesentlich häufiger vorkommen als in anderen Umgebungen. Zudem war das Asthma-Risiko der Kinder umso geringer, je höher die Zahl der Mikroorganismen im Hausstaub war.

„Mit welchem Trick Bakterienzellen und Pilzsporen das Asthmarisiko verringern, wissen wir noch nicht“, sagt Ege. „Es könnte sein, dass eine bestimmte Kombination von Mikroorganismen das angeborene Immunsystem stimuliert und so der Entwicklung von Asthma entgegenwirkt.“ Eine andere Möglichkeit ist, dass der ständige Kontakt mit vielen verschiedenen Mikroben verhindert, dass diejenigen Bakterien und Pilze dominieren, die an der Entstehung von Asthma beteiligt sind. Die Schutzfunktion selbst könnte ebenfalls durch eine bestimmte Kombination von Mikroorganismen zustande kommen. „Von besonderem Interesse sind hier bestimmte Bakterienarten der Gattungen Bacillus und Staphylococcus sowie Pilze der Gattung Eurotium“, sagt Ege.

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Im nächsten Schritt wollen die Forscher nun den Zusammenhang zwischen einzelnen Mikroorganismen und dem Risiko, an Asthma zu erkranken, untersuchen. „Dies könnte langfristig dazu beitragen, Impfstoffe gegen Asthma zu entwickeln“, so Ege.

Markus Ege (Dr. von Haunerschen Kinderspital) et al: The New England Journal of Medicine, Ausgabe 364, 24. Februar dapd/wissenschaft.de – Christine Amrhein
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